Ratgeber

Produkte

Vergleichsportal

Der präzisionsblog zu den themen finanzen, investieren, praxisführung und Karriere

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere

Kategorien

Kategorien

Karriere

Burnout und Überlastung bei Klinikärztinnen und Ärzten

Modell eines Herzens als Symbol für Burnout bei Ärzten und Ärztinnen
Modell eines Herzens als Symbol für Burnout bei Ärzten und Ärztinnen
Modell eines Herzens als Symbol für Burnout bei Ärzten und Ärztinnen

Lesedauer: 6 Minuten

13.08.2023

Einleitung

Als Ärztinnen und Ärzte haben wir die stetige Verpflichtung, für das Wohl unserer Patientinnen und Patienten zu sorgen. Doch wie oft denken wir an unser eigenes Wohl? Burnout und Überlastung sind in unserem Berufsfeld leider keine Seltenheit mehr. Aktuelle Statistiken zeigen, dass immer mehr Klinikärztinnen und Ärzte an ihrer Belastungsgrenze arbeiten. Vielleicht kennst du das Gefühl selbst oder hast Kollegen, die davon betroffen sind.

Burnout ist mehr als nur vorübergehende Müdigkeit nach einem langen Arbeitstag oder einem 24 Stunden Dienst. Es ist ein Zustand chronischer emotionaler, physischer und mentaler Erschöpfung. Dieser Artikel widmet sich dem Thema genauer: Wir wollen verstehen, was Burnout wirklich ist, wie man die Warnzeichen erkennt und was man dagegen tun kann.

  1. Verstehen des Phänomens "Burnout"

Burnout wird wird oft als modernes "Mode-Wort" abgetan, aber es ist viel mehr als das. Es ist eine ernste und oft unterschätzte Bedrohung für unsere Berufsgruppe, welche höchstwahrscheinlich in den kommenden Jahren aufgrund der demographischen Entwicklung und damit steigender Anzahl an Behandlungsfällen noch zunehmen wird.

Definition und klinische Erscheinungsbilder von Burnout

Burnout ist nicht einfach nur ein Gefühl der Erschöpfung nach einem langen Arbeitstag in der Klinik. Es handelt sich um einen chronischen Zustand, der durch tiefe emotionale, mentale und physische Erschöpfung gekennzeichnet ist. Du fragst dich vielleicht: "Ist es nicht normal, sich nach einem 24-Stunden-Dienst erschöpft zu fühlen?" Ja, das ist es sicherlich bis zu einem gewiessen Grad. Aber Burnout geht weit über diese vorübergehende Müdigkeit hinaus. Es ist ein Zustand, der sich über Wochen und Monate aufbaut und der dich sowohl im Beruf als auch im Privatleben beeinträchtigen kann.

Ursachen von Burnout in der Medizin

Die Gründe für Burnout unter Ärztinnen und Ärzten sind vielfältig. Lange Arbeitszeiten, hohe Arbeitsintensität, Dienstbelastung und ständige emotionale Beanspruchung sind nur einige der Faktoren. Als Ärztin oder Arzt stecken wir oft in einem Zwiespalt zwischen unserer Berufsethik, die uns dem Patientenwohl verpflichtet, und den administrativen bzw. ökonomischen (DRG-System etc.) Vorgaben, die uns in unserer Arbeit einschränken können. Hinzu kommt die ständige Konfrontation mit Krankheit, Tod und der emotionalen Belastung, die diese mit sich bringen. Fühlst du dich manchmal auch wie in einem Hamsterrad, das sich immer schneller dreht?

Physiologische und psychologische Auswirkungen

Burnout wirkt sich nicht nur auf die Psyche aus. Es gibt tatsächliche physiologische Veränderungen, die im Körper auftreten können:

  • Stresshormone und Burnout: Chronischer Stress führt zu einem anhaltenden Anstieg von Stresshormonen wie Cortisol. Laut einem Review-Artikel aus dem Journal "Psychoneuroendocrinology" von 2017 ist ein erhöhter Kortisolspiegel mit einer erhöhten BMI sowie einem erhöhtem systolischen Blutdruck assoziiert, was wiederum auf lange Sicht negative kardiovaskuläre Auswirkungen haben kann.

  • Schlaf und Immunsystem: Schlafstörungen sind ein häufiges Symptom bei Menschen mit Burnout. Chronischer Schlafmangel kann das Immunsystem schwächen und das Risiko für eine Vielzahl von Krankheiten erhöhen, wie in dieser Publikation dargelegt.

  • Gehirnveränderungen: Eine in "Mayo Clinical Proceedings" veröffentlichte Studie beschreibt, dass chronischer Stress und Burnout beispielsweise zu einer Atrophie von Synapsen im präfrontalen Kortex und damit zu einer erhöhten Wahrscheinlichkeit beispielsweise für klinische Fehlentscheidungen führen können. Glücklicherweise wurde auch gezeigt, dass sich Synapsen während längerer stressfreier Perioden wieder erholen können.

Auf der psychologischen Seite können Depressionen, Angstzustände und vermindertes Selbstwertgefühl auftreten. Dies kann sich auf die Arbeit, das Privatleben und die Patientenversorgung auswirken. Erkennst du dich in einigen dieser Punkte wieder? Keine Sorge, im nächsten Abschnitt werden wir Strategien diskutieren, wie du die Symptome erkennen und gegensteuern kannst.

  1. Identifizieren von Warnzeichen und Selbsthilfe

Du kennst es sicherlich: Ein voller Terminkalender, hohe Verantwortung und die ständige Erwartung, immer auf dem neuesten Stand zu sein. Doch inmitten dieses hektischen Alltags ist es essenziell, auf deinen eigenen Körper und Geist zu hören. Aber wie kannst du die ersten Anzeichen eines Burnouts erkennen und was kannst du dagegen tun?

Typische Warnzeichen eines Burnouts

Jeder von uns hat mal einen schlechten Tag, aber wenn du feststellst, dass die folgenden Symptome regelmäßig auftreten, könnte es mehr als nur vorübergehende Erschöpfung sein:

  • Chronische Müdigkeit: Fühlst du dich oft schon morgens nach dem Aufwachen erschöpft? Ist dieser Zustand fast täglich präsent?

  • Vermindertes Engagement: Bemerkst du bei dir eine wachsende Gleichgültigkeit gegenüber deinen Patienten oder Aufgaben?

  • Emotionale Labilität: Fühlst du dich häufiger gereizt, weinerlich oder bist schneller als sonst frustriert?

Selbsthilfe-Strategien

Es ist nicht immer einfach, sich eine Pause zu gönnen, besonders während des hektischen Klinik- oder Praxisalltags. Es gibt jedoch kleine Schritte, die tun kannst, um dich wieder ins Gleichgewicht zu bringen:

  • Regelmäßige Pausen einlegen: Und damit meine ich nicht nur den schnellen Kaffee zwischendurch. Nimm dir Zeit für eine echte Pause, auch wenn es nur zehn Minuten sind.

  • Gesunde Lebensgewohnheiten: Achte auf eine ausgewogene Ernährung, regelmäßigen Schlaf und Bewegung. Das klingt einfach, wird aber oft vernachlässigt.

  • Apps für Mediation und besseren Schlaf (z.B. Calm, Headspace) oder auch autogenes Training* können dir dabei helfen, dich zu entspannen und deine mentalen Ressourcen zu regenerieren.

  • Austausch suchen: Reden hilft. Egal ob mit Kollegen, Freunden oder einem Therapeuten – es ist wichtig, über Gefühle und Erfahrungen zu sprechen.

Frühzeitige Intervention

Wenn du diese Anzeichen bei dir bemerkst, warte nicht zu lange. Such dir Unterstützung, sei es durch professionelle Beratung oder durch Workshops und Seminare, die speziell auf die Bedürfnisse von Ärztinnen und Ärzten zugeschnitten sind. Es ist keine Schande, um Hilfe zu bitten. Ganz im Gegenteil: Es zeigt, dass du Verantwortung für dich selbst und für die Qualität deiner Arbeit übernimmst. Denk daran, du bist nicht allein – und Hilfe ist meistens überall rasch verfügbar.

  1. Institutionelle Verantwortung und Lösungsansätze

Es ist leicht, die Verantwortung für das eigene Wohlbefinden ausschließlich bei sich selbst zu sehen. Doch gerade in einem Berufsfeld wie der Medizin, in dem die Arbeitsbedingungen oft fordernd und herausfordernd sind, spielt auch die institutionelle Seite eine entscheidende Rolle. Hier will ich mit dir tiefer eintauchen und verstehen, wie Kliniken und Praxen zur Verbesserung des Arbeitsumfeldes beitragen können.

Erkennen der institutionellen Rolle

Es ist nicht immer nur der Stress eines bzw. einer Einzelnen, der zum Burnout führt. Oft sind es strukturelle Probleme, die das Feuer nähren. Überstunden, mangelnde Ressourcen, Personalmangel oder unzureichende Ausbildungen können das Wohlbefinden enorm beeinflussen. Hierbei ist es wichtig, dass du als Ärztin bzw. Arzt nicht vergisst: Du arbeitest in einem System, und dieses System sollte ebenso für dein Wohlbefinden sorgen wie du für das deiner Patienten.

Lösungsansätze auf institutioneller Ebene

Ein erster wichtiger Schritt ist die Anerkennung des Problems. Hier sind einige Ansätze, wie Institutionen proaktiv handeln können:

  • Mitarbeitergespräche und Feedback-Schleifen: Regelmäßige Feedbackgespräche können helfen, Probleme frühzeitig zu erkennen und anzusprechen.

  • Fortbildungen zum Thema Stressbewältigung: Speziell auf Ärztinnen und Ärzte zugeschnittene Schulungen können Techniken und Strategien vermitteln, um besser mit der Arbeitsbelastung umzugehen.

  • Flexiblere Arbeitszeitmodelle: Damit meine ich nicht nur die Reduzierung der Wochenarbeitszeit, sondern auch die Möglichkeit für Telemedizin oder Schichtmodelle, die besser zu deinen individuellen Bedürfnissen passen.

Engagement von Führungskräften

Es geht nicht nur darum, was eine Klinik als Ganzes tut, sondern auch, wie sich Führungskräfte engagieren. Als Ärztin oder Arzt sollte es möglich sein, dass du dich jederzeit an deine Vorgesetzten wenden kannst. Diese sollten offen für Feedback sein und bereit, notwendige Veränderungen herbeizuführen.

In einem Beruf, der so sehr auf Fürsorge und Empathie ausgerichtet ist, sollte diese Fürsorge auch auf uns selbst und unsere Kolleginnen und Kollegen ausgedehnt werden. Es ist an der Zeit, dass Kliniken ihren Teil dazu beitragen, uns eine gesunde Arbeitsumgebung zu bieten. Dabei geht es nicht nur um das Wohlergehen des Einzelnen, sondern letztendlich auch um die Qualität der Patientenversorgung.

Auch die Politik ist gefordert: durch Bürokratieabbau muss endlich wieder mehr Zeit für die unmittelbare Patientenversorgung zur Verfügung stehen.

Fazit

Burnout und Überlastung sind Themen, die in der Medizin leider oft an der Tagesordnung stehen. Dabei handelt es sich nicht nur um individuelle Herausforderungen, sondern um klare Indikatoren für systemische Probleme im Gesundheitswesen. Doch trotz der Schwere dieser Themen gibt es Hoffnung und Wege, wie wir uns schützen und unterstützen können.

Du stehst täglich in vorderster Linie, um das Wohl deiner Patienten zu gewährleisten. Erinnere dich daran, dass auch du Fürsorge und Unterstützung verdienst – sowohl von dir selbst als auch von der Klinik, in der du arbeitest. Hier sind einige konkrete Schritte, die du als Ärztin oder Arzt unternehmen kannst, um dem Risiko eines Burnouts entgegenzuwirken:

  • Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit, um in dich hineinzuhören. Wie fühlst du dich? Wo stehen deine Energie- und Stresspegel?

  • Netzwerk aufbauen: Sprich mit Kolleginnen und Kollegen, suche den Austausch und sei dir bewusst, dass du nicht alleine bist. Gemeinsam können wir uns unterstützen und Lösungen finden.

  • Externe Hilfe in Anspruch nehmen: Ob Psychologe, Beratungsstelle oder Coach – manchmal braucht es einen externen Blick, um Dinge klarer zu sehen.

Abschließend möchten wir nochmals betonen, wie wichtig es ist, dass du für dich selbst sorgst. Dein Wohlbefinden und deine Gesundheit sind essentiell – nicht nur für dich, sondern auch für die vielen Menschen, denen du täglich hilfst. Lass uns gemeinsam daran arbeiten, die Strukturen zu verbessern und eine Kultur des Mitgefühls und der Unterstützung in der Medizin zu fördern.

*Affiliate Link: Finanzskalpell.com ist Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramm, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.

Bleib auf dem laufenden

Erhalte die neuesten Updates per E-Mail

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere