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Unser Leitfaden: Als Arzt privat oder gesetzlich krankenversichert?

Versicherungspolice mit Lupe als Symbol für PKV und GKV für Ärzte
Versicherungspolice mit Lupe als Symbol für PKV und GKV für Ärzte
Versicherungspolice mit Lupe als Symbol für PKV und GKV für Ärzte

Lesedauer: 9 Minuten

04.05.2024

Einleitung

Die Entscheidung zwischen gesetzlicher (GKV) und privater Krankenversicherung (PKV) gehört zu den grundlegendsten und gleichzeitig komplexesten Entscheidungen, die wir als Ärztinnen und Ärzte zu treffen haben. Angesichts der Tragweite dieser Entscheidung verwundert es nicht, dass viele von uns sich oft in einem Meer von Informationen verloren fühlen. Wie lässt es sich also sicher durch das Dickicht navigieren, um die beste Wahl für sich und seine Familie zu treffen?

In diesem umfassenden Leitfaden wollen wir Licht ins Dunkel bringen. Wir werden die Vor- und Nachteile der GKV und PKV aus der spezifischen Perspektive von Ärztinnen und Ärzten beleuchten und detailliert erläutern, in welchen beruflichen oder privaten Konstellationen die eine oder andere Versicherungsform von Vorteil sein könnte. Unser Ziel ist es, dir praxisnahe Informationen zu liefern, damit du eine informierte, wohlüberlegte Entscheidung treffen kannst, die deine beruflichen Pläne und persönlichen Bedürfnisse optimal abbildet.

  1. Grundlegende Unterschiede zwischen GKV und PKV

Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) basiert auf dem Solidaritätsprinzip. Das bedeutet, dass die Beiträge sich nach dem Einkommen richten und unabhängig vom Gesundheitszustand oder Alter sind. Die Leistungen der GKV sind gesetzlich festgelegt und bieten eine grundlegende Absicherung, die wesentliche Gesundheitsleistungen umfasst. Als Arzt in der GKV bist du Teil eines Systems, das breiten Bevölkerungsschichten Zugang zu medizinischer Versorgung bietet.

Im Gegensatz dazu basiert die private Krankenversicherung (PKV) auf dem sogenannten Äquivalenzprinzip. Die Beiträge sind also abhängig von Alter, Gesundheitszustand und gewähltem Tarif. Die PKV bietet in der Regel umfassendere Leistungen und kürzere Wartezeiten bei Fachärzten sowie tarifabhängig Zusatzleistungen im Krankenhaus. Als Privatpatientin bzw. -patient hast du oft Zugang zu Behandlungen und Medikamenten, die in der GKV (noch) nicht standardmäßig abgedeckt sind.

Wer kann sich wie versichern?

Bist du angestellte Ärztin bzw. Arzt und dein Einkommen liegt unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze (im Jahr 2024 sind das 69.300 Euro), kannst du nur GKV-Mitglied sein. Übersteigt dein Einkommen diese Grenze, kannst du zwischen GKV und PKV wählen.

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben generell die Möglichkeit, sich privat zu versichern, da sie nicht der Versicherungspflicht in der GKV unterliegen. Diese Flexibilität erlaubt es, eine Krankenversicherung zu wählen, die individuell auf die persönlichen Bedürfnisse und die berufliche Situation zugeschnitten ist.

Die Entscheidung zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung hängt stark von deinen individuellen Bedürfnissen, deiner Karriereplanung und deiner finanziellen Situation ab. Jede Option hat ihre Vorzüge und Einschränkungen, welche wir im Folgenden näher erläutern werden.

  1. Vorteile der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) für Ärztinnen und Ärzte

Familienversicherung

Ein signifikanter Vorteil der GKV ist die Möglichkeit der kostenfreien Familienversicherung. Diese ermöglicht es, den Ehepartner und die Kinder ohne zusätzliche Kosten zu versichern, solange diese kein eigenes Einkommen haben oder dieses eine festgelegte Grenze nicht überschreitet. Dies stellt eine deutliche finanzielle Ersparnis dar und bietet gleichzeitig Sicherheit für die gesamte Familie.

Keine Gesundheitsprüfung

Die GKV bietet einen inklusiven Schutz, der unabhängig von Vorerkrankungen oder dem Gesundheitszustand gewährt wird. Für die Aufnahme in die GKV ist keine Gesundheitsprüfung erforderlich, was insbesondere für Ärztinnen und Ärzte mit bestehenden gesundheitlichen Problemen von großem Vorteil sein kann.

Mögliche Vorteile im Ruhestand

In der GKV richten sich die Beiträge nach dem Einkommen. Der Beitragssatz ist gesetzlich festgelegt und wird bei Angestellten zur Hälfte vom Arbeitgeber und zur Hälfte vom Arbeitnehmer getragen. Im Gegensatz zur privaten Krankenversicherung (PKV), wo die Beiträge mit dem Alter tendenziell steigen, können die Beiträge in der GKV in solchen Phasen sinken, da sie sich nach dem aktuellen Einkommen richten.

Dabei ist jedoch dringend zu bedenken, dass du als angestellte Ärztin bzw. Arzt bis zum Renteneintritt die Hälfte des Beitrags, nach dem Renteneintritt jedoch den gesamten Krankenversicherungsbeitrag zu bezahlen hast, wobei sich dessen Höhe dann nach deinem Einkommen (was wahrscheinlich niedriger sein dürfte als in der aktiven Erwerbszeit) richtet. Hier solltest du vorher genau nachrechnen, mit welcher Konstellation du am günstigsten wegkommst.

  1. Nachteile der gesetzlichen Krankenversicherung für Ärzte

Begrenzung von Leistungen

Obwohl die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) eine breite Basisabsicherung bietet, existieren spezifische Nachteile, die besonders für Ärztinnen und Ärzte relevant sein können. Ein wesentlicher Punkt ist die Begrenzung der Leistungen, die durch die GKV abgedeckt werden.

§12 Abs. 1 SGB über das Wirtschaftlichkeitsgebot in der Gesetzlichen Krankenversicherung lautet:

"Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten. Leistungen, die nicht notwendig oder unwirtschaftlich sind, können Versicherte nicht beanspruchen, dürfen die Leistungserbringer nicht bewirken und die Krankenkassen nicht bewilligen."

Übersetzt bedeutet dies, dass viele spezialisierte medizinische Behandlungen und neuere Therapiemethoden nicht vollständig in den Leistungskatalog der GKV aufgenommen sind. Dies kann dazu führen, dass man für hochwertigere oder spezialisierte Behandlungsoptionen zusätzliche private Zusatzversicherungen benötigt oder diese aus eigener Tasche zahlen muss.

Eingeschränkte Arztwahl

In der GKV können Patienten nur Ärztinnen und Ärzte wählen, die eine KV-Zulassung besitzen. In Zeiten, in denen immer mehr Kolleginnen und Kollegen ihre KV-Zulassung zurückgeben, schränkt dies nicht nur die Wahlmöglichkeiten ein, sondern kann auch längere Wartezeiten auf Termine und Behandlungen nach sich ziehen. Möchte man sich doch in einer Praxis ohne Kassenzulassung behandeln lassen, so geht dies nur als Selbstzahlerin bzw. Selbstzahler.

Hohe Beiträge

Weil die Beiträge in der GKV einkommensabhängig sind, kann dies für gut verdienende Ärztinnen und Ärzte zu hohen maximalen Beitragssätzen führen, ohne dass damit eine Verbesserung der Leistungen verbunden wäre. Dies kommt besonders dann zu tragen, wenn man mit einer eigenen Praxis niedergelassen ist, da man dann sowohl Arbeitgeber- als auch Arbeitnehmeranteil zu leisten hat.

Die genannten Aspekte machen deutlich, warum viele Ärzte die PKV bevorzugen. Im Folgenden werden wir näher auf die Vor- und Nachteile der PKV eingehen.

  1. Vorteile der privaten Krankenversicherung für Ärztinnen und Ärzte

Die private Krankenversicherung (PKV) bietet Ärztinnen und Ärzten eine attraktive Alternative zur gesetzlichen Krankenversicherung, vor allem aufgrund der flexiblen Tarifgestaltung und exklusiven Zusatzleistungen. Diese Flexibilität ermöglicht es, den Versicherungsschutz individuell auf die persönlichen Bedürfnisse und beruflichen Anforderungen abzustimmen.

Flexible Tarifgestaltung und Zusatzleistungen

In der PKV kannst du aus einer Vielzahl von Tarifen wählen, die verschiedene Leistungsniveaus abdecken. Diese reichen vom Basistarif, welcher in etwa die GKV-Leistungen abdeckt bis hin zu umfassenden Premiumtarifen, die Zusatzleistungen wie Chefarztbehandlung, Einbettzimmer im Krankenhaus oder weltweiten Versicherungsschutz beinhalten.

Ärztetarife und spezifische Vorteile für Ärztinnen und Ärzte

Da wir als Mediziner für die Versicherungsunternehmen meist weniger Kosten verursachen, bieten diese speziell auf unsere Berufsgruppe zugeschnittene Arzttarife an, welche zumeist günstiger sind als vergleichbare Standardtarife. Diese Tarife gelten dann oft auch für unsere nicht sozialversicherungspflichtigen Familienmitglieder, wodurch sich Geld sparen lässt.

Besonders wichtig für uns Ärztinnen und Ärzte, die wir Mitglieder eines Versorgungswerks sind, ist die umfassende Abdeckung von Rehabilitationsmaßnahmen einschließlich ambulanter und stationärer Anschlussheilbehandlungen. Die gesetzliche Rentenversicherung kommt für derartige Kosten auf, das Versorgungswerk dagegen nicht immer. Aus diesem Grund solltest du beim Abschluss einer PKV auf diesen Punkt besonders achten.

  1. Nachteile der privaten Krankenversicherung für Ärztinnen und Ärzte

Steigende Beitragssätze im Alter

Ein Nachteil der PKV ist die potenzielle finanzielle Belastung durch steigende Beitragssätze vor allem mit zunehmendem Lebensalter. Im Gegensatz zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), deren Beiträge einkommensabhängig sind, basieren die PKV-Beiträge auf dem Alter, Gesundheitszustand und gewählten Tarif.

Dies kann insbesondere im Alter zu erheblich höheren Kosten führen, da die Beiträge mit der Zeit steigen, das Einkommen mit dem Eintritt in den Ruhestand jedoch zumeist deutlich sinkt. Dies kommt insbesondere dann zu tragen, wenn keine ausreichenden Altersrückstellungen gebildet wurden.

Wenn du bereits vor dem Wechsel in die PKV vorhersehen kannst, dass du mit deinen Einkünften im Rentenalter ebenfalls den Höchstsatz in der gesetzlichen Krankenversicherung bezahlen würdest, kann es jedoch auch sein, dass du mit der PKV günstiger wegkommst als mit der GKV. Hier lohnt sich eine individuelle Betrachtung.

Erschwerter Wechsel zurück in die GKV

Ein Wechsel zurück in die GKV ist oft schwierig und nur unter bestimmten Bedingungen möglich, etwa wenn das Einkommen unter die Versicherungspflichtgrenze fällt und man das 55. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Diese Einschränkung kann besonders für ältere Ärztinnen und Ärzte eine Herausforderung darstellen, die ihre Versicherungskosten senken möchten, mehr dazu unter Punkt 8.

Keine kostenfreie Versicherung von Familienmitgliedern

Ein weiterer Nachteil der PKV ist die Tatsache, dass jede Person in der Familie separat versichert werden muss, was insbesondere für Ärztinnen und Ärzte mit vielen Kindern die Kosten erhöhen kann. Im Gegensatz dazu bietet die GKV wie bereits erwähnt eine kostenfreie Familienversicherung für nicht erwerbstätige Ehepartner und Kinder.

  1. Entscheidungshilfen: Wann ist die PKV für Ärzte sinnvoll?

Die Entscheidung für eine private Krankenversicherung (PKV) kann für Ärztinnen und Ärzte unter bestimmten Umständen sinnvoll sein. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts und der Berücksichtigung verschiedener Lebens- und Karrierephasen ist dabei essenziell.

Frühe Karrierephase

Für junge Ärztinnen und Ärzte, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, kann die PKV besonders attraktiv sein. In diesem Lebensabschnitt sind die Prämien aufgrund des geringeren Alters und meist guter Gesundheit niedriger. Außerdem besteht noch viel Zeit, um ausreichende Altersrückstellungen zu bilden.

Familienplanung

Während die GKV die Familienversicherung ohne zusätzliche Kosten bietet, muss in der PKV jedes Familienmitglied einzeln versichert werden. Für Ärztinnen und Ärzte, die eine Familie gründen möchten, kann dies zunächst nachteilig erscheinen. Allerdings ermöglicht die PKV oft auch eine bessere medizinische Versorgung für Kinder, was bei höherem Einkommen die Mehrkosten rechtfertigen kann.

Altersvorsorge

Bei der Planung der Altersvorsorge sollten Ärzte bedenken, dass die PKV-Beiträge im Alter steigen, insbesondere wenn keine ausreichenden Altersrückstellungen gebildet wurden. Eine frühzeitige Anpassung des Versicherungsschutzes und die Wahl eines Tarifs mit Altersrückstellung können jedoch dazu beitragen, die Beitragsstabilität im Alter zu sichern. Zumeist besteht auch die Möglichkeit, in einen Basistarif zu wechseln, um die Kosten im Alter zu reduzieren.

In jedem Fall sollte die Entscheidung für die PKV auf einer detaillierten Analyse der persönlichen, beruflichen und finanziellen Situation basieren.

  1. Angestellte vs. niedergelassene Ärztinnen und Ärzte - Auswirkungen auf den Krankenkassenbeitrag

Angestellte Ärzte

Als angestellte Ärztin bzw. Arzt unterliegst du der gesetzlichen Versicherungspflicht, solange dein Einkommen unter der Jahresarbeitsentgeltgrenze (Versicherungspflichtgrenze) liegt. Dein Beitrag zur Krankenversicherung richtet sich nach deinem Bruttoeinkommen und wird bis zu dieser Grenze berechnet. Der Vorteil hierbei ist die Beitragssicherheit; unabhängig von deinem Gesundheitszustand oder Alter zahlst du einen festen Prozentsatz deines Einkommens in die Krankenkasse ein, die Hälfte davon trägt dein Arbeitgeber.

Wechselst du in die PKV, so teilst du dir mit deinem Arbeitgeber ebenfalls den PKV-Beitrag. So kann es sein, dass sowohl du als auch dein Arbeitgeber Beitragskosten einsparen, was du beispielsweise für eine kleine Gehaltserhöhung nutzen kannst.

Niedergelassene Ärzte

Als niedergelassener Arzt bist du selbstständig und damit nicht versicherungspflichtig in der GKV. Du hast die Wahl, freiwilliges Mitglied in der GKV zu bleiben oder dich privat zu versichern. Im Falle der GKV berechnet sich dein Beitrag ebenfalls nach deinem Einkommen, allerdings ohne die Beteiligung eines Arbeitgebers, was die Beitragslast verdoppelt.

Entscheidest du dich für die PKV, basieren die Beiträge auf deinem Eintrittsalter, dem Gesundheitszustand und dem gewählten Tarif, wobei der Beitrag hier zumeist günstiger ist als bei einer freiwilligen Mitgliedschaft in der GKV.

  1. Unter welchen Umständen ein Wechsel von der PKV zurück in die GKV möglich und sinnvoll ist

Ein Wechsel von der privaten zurück in die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) ist unter bestimmten Bedingungen möglich und kann in einigen Lebenssituationen sinnvoll sein. Der Wechsel ist vor allem dann möglich, wenn sich der berufliche oder persönliche Status signifikant ändert. Beispielsweise ist eine Rückkehr in die GKV möglich, wenn ein privat versicherter Arzt eine Anstellung in Teilzeit aufnimmt und sein Einkommen unterhalb der Jahresarbeitsentgeltgrenze liegt.

Die im Alter steigenden Beiträge der PKV können ein Grund sein, vor dem 55. Lebensjahr einen Wechsel zurück in die GKV zu erwägen, um von den einkommensabhängigen Beiträgen zu profitieren. Vor einem Wechsel sollte jedoch genau geprüft werden, ob die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt sind und welche gesundheitlichen Leistungen in Zukunft benötigt werden, um sicherzustellen, dass die GKV den persönlichen Bedürfnissen gerecht wird.

Fazit

Abschließend lässt sich festhalten, dass die Entscheidung zwischen der gesetzlichen (GKV) und privaten Krankenversicherung (PKV) wohlüberlegt sein will. Jede Option bietet spezifische Vorteile und Herausforderungen, die auf unsere individuellen beruflichen und privaten Bedürfnisse als Ärzte zugeschnitten sein müssen. Während die GKV durch ihre einkommensabhängigen Beiträge und die umfassende Familienversicherung besticht, punktet die PKV mit flexiblen Tarifen und umfangreichen Leistungen, die gerade für den ärztlichen Berufsstand attraktiv sein können.

Letztendlich hängt die beste Wahl von deinen persönlichen Umständen, deiner Karrierephase und deinen gesundheitlichen Prioritäten ab. Wir empfehlen dir daher, dich gründlich zu informieren und bei Bedarf eine professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen, um eine Krankenversicherung zu finden, die langfristig den besten Schutz und die besten Leistungen bietet.

Mehr zum Thema Versicherungen findest du auch in unserem Versicherungsratgeber.

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