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Große Börsencrashs und was du aus ihnen lernen kannst

Skyline von New York als Symbol für Börsencrashs der Geschichte
Skyline von New York als Symbol für Börsencrashs der Geschichte
Skyline von New York als Symbol für Börsencrashs der Geschichte

Lesedauer: 8 Minuten

27.04.2024

Einleitung

Börsencrashs sind dramatische Ereignisse, welche die Weltwirtschaft nachhaltig prägen können. Ein tieferes Verständnis dieser historischen Einbrüche ist essenziell, um als Anlegerin oder Anleger gut auf ähnliche zukünftige Ereignisse vorbereitet zu sein. Jeder Crash, ob 1929, 1987, oder 2008, bietet wertvolle Lehren über die Volatilität der Märkte und zeigt auf, wie schnell sich der Wind an der Börse drehen kann.

Für uns als Ärztinnen und Ärzte, die wir oft neben unserer beruflichen Tätigkeit eigene Kapitalanlagen verwalten, ist es besonders wichtig, die Mechanismen hinter solchen Crashs zu verstehen. Die Kenntnis darüber, was Märkte kippen lässt und wie man auf Turbulenzen reagiert, kann entscheidend sein, um das eigene Portfolio zu schützen und langfristig zu sichern. Die historische Betrachtung ermöglicht es einerseits, Risiken besser zu bewerten und andererseits, in Krisenzeiten auch Chancen zu erkennen.

In diesem Artikel werden wir einige der markantesten Börsencrashs der Geschichte durchleuchten und analysieren, welche konkreten Strategien und Verhaltensweisen sich als Antwort auf solche Krisen bewährt haben. Ziel ist es, dir als Ärztin bzw. Arzt nicht nur Hintergrundwissen zu vermitteln, sondern auch praktische Ansätze für ähnliche zukünftige Situationen aufzuzeigen.

  1. Börsencrash New York 1929

Am 24. Oktober 1929, einem Datum, das als "Schwarzer Donnerstag“ in den USA bzw. als "Schwarzer Freitag" in Europa in die Geschichte einging, begann einer der verheerendsten Börsencrashs aller Zeiten. An diesem Tag brachen die Aktienkurse an der New Yorker Börse dramatisch ein. Es entwickelte sich eine Panik, die sich schnell auf andere Märkte weltweit ausbreitete. Ausgelöst wurde dieser Crash durch eine Vielzahl von Faktoren, darunter eine extreme Spekulationsblase, eine Überbewertung von Aktien sowie eine rapide Zunahme kreditfinanzierter Aktienkäufe. Eine ungebremste Euphorie und das leichtsinnige Ignorieren fundamentaler ökonomischer Indikatoren führten zu einer unausweichlichen Korrektur.

Die Auswirkungen dieses Börsencrashs waren verheerend und führten zur Großen Depression, einer weltweiten wirtschaftlichen Talfahrt, die mehrere Jahre andauerte. So erreichte die New Yorker Börse erst im Jahr 1932 ihren Tiefpunkt. In Deutschland verschärfte der Crash die wirtschaftlichen Probleme der Weimarer Republik erheblich. Die bereits bestehende instabile wirtschaftliche Lage, geprägt von hoher Arbeitslosigkeit und Hyperinflation, wurde durch den Rückzug ausländischer Kredite und den damit verbundenen Kapitalmangel weiter belastet. Dies trug zur politischen Instabilität bei, die letztendlich das Ende der Weimarer Republik begünstigte.

Wir können als moderne Anlegerinnen und Anleger wichtige Lehren aus dem Schwarzen Donnerstag bzw. Freitag ziehen. Zunächst unterstreicht der Crash die Bedeutung einer ausreichenden Diversifikation über verschiedene Assetklassen hinweg. Diversifikation ist essentiell, um das Risiko zu streuen und sich gegen derartige Marktcrashs abzusichern. Desweiteren zeigt sich anhand dieses Börsenkrachs die Notwendigkeit, auf Überhitzungszeichen am Markt zu achten. Eine hohe Kreditfinanzierung, exzessive Spekulation und stark steigende Aktienpreise, die die wirtschaftlichen Fundamentaldaten nicht widerspiegeln, sind Warnsignale, die nicht ignoriert werden sollten.

  1. Der Schwarze Montag 1987

Am 19. Oktober 1987, bekannt als "Schwarzer Montag", erlebten die globalen Finanzmärkte einen der abruptesten und stärksten Einbrüche ihrer Geschichte. Die US-Börsen, angeführt vom Dow Jones Industrial Average, verloren an diesem einzelnen Tag etwa 22,6% ihres Wertes. Dieser Sturz markierte den bis dahin größten Tagesverlust in der Geschichte der Börse und breitete sich weltweit aus.

Ein wesentlicher Faktor, der zu dieser dramatischen Marktbewegung beitrug, war die Einführung automatisierter Handelssysteme, bekannt als „Programmhandel“. Diese Systeme waren darauf programmiert, bei bestimmten Marktsignalen automatisch große Aktienpakete zu kaufen oder zu verkaufen. Die massive und gleichzeitige Aktivierung dieser Verkaufsprogramme bei Erreichen bestimmter Preisgrenzen verschärfte den Kursrutsch erheblich. Diese Technologie, kombiniert mit der folgenden Panik der Anleger, sandte die Aktienkurse auf Talfahrt.

Trotz der Schwere des Einbruchs erholten sich die Märkte überraschend schnell. Bereits im Laufe des Jahres 1989 hatten viele der großen Börsenindizes ihre vorherigen Höchststände wieder erreicht oder übertroffen. Diese schnelle Erholung war teilweise auf das schnelle Eingreifen der Zentralbanken zurückzuführen, die die Liquidität im System durch Zinssenkungen und andere Maßnahmen erhöhten.

Für dich als informierte Anlegerinn bzw. Anleger liefert der Schwarze Montag wichtige Lehren, insbesondere wenn du eine digitale Vermögensverwaltung oder Stop-Loss-Orders einsetzt. Stop-Loss-Orders können helfen, Verluste zu begrenzen, indem sie die Verkaufsorder automatisch auslösen, sobald ein bestimmter Kurs unterschritten wird. Allerdings zeigt der Schwarze Montag auch, dass diese Instrumente in extremen Marktsituationen zu einer weiteren Verstärkung der Kursverluste führen können, wenn gleichzeitig eine große Anzahl von Orders ausgelöst wird.

Es ist essentiell, dass du ein Verständnis für derartige Marktmechanismen auch für deine eigene Risikotoleranz entwickelst. Überlege dir beispielsweise, wie du bei einem plötzlichen Markteinbruch von 25% reagieren würdest. Würdest du in Panik alles verkaufen oder ruhig und überlegt nachkaufen, wenn Aktien und ETFs günstiger zu haben sind? Solche Gedankenspiele ermöglichen es dir, in turbulenten Zeiten fundierte Entscheidungen zu treffen und nicht bloß zu reagieren.

  1. Die Dotcom-Blase 2000 und der Börsencrash 2001

Ende der 1990er Jahre erlebte die Welt einen nie dagewesenen Aufschwung im Technologiebereich, insbesondere in der Internet- und Telekommunikationsbranche. Getrieben von der raschen Verbreitung des Internets und der damit verbundenen Hoffnung auf eine neue, grenzenlose Wirtschaft, investierten Anleger weltweit massiv in Start-ups und Technologieunternehmen. Dieser Enthusiasmus führte zu einer Überbewertung vieler Firmen, die oft mehr auf Spekulationen als auf realistischen Ertragsaussichten basierte.

Die sogenannte Dotcom-Blase erreichte im März 2000 ihren Höhepunkt, als der NASDAQ-100, ein Index, der zum Großteil aus Technologieaktien besteht, ein Allzeithoch erreichte. Doch der Mangel an nachhaltigen Geschäftsmodellen und realen Gewinnen führte bald zu einem dramatischen Kursverfall. Innerhalb kurzer Zeit verloren zahlreiche Unternehmen, von denen einige nie einen realen Gewinn erzielt hatten, einen Großteil ihres Marktwertes. Der darauffolgende Crash hatte weitreichende Auswirkungen auf die globale Wirtschaft und insbesondere auf die stark in den Technologiemarkt investierten Länder, darunter auch Deutschland.

In Deutschland hatten vor allem die am Neuen Markt notierten Unternehmen mit dem Platzen der Blase zu kämpfen. Viele dieser Unternehmen erlebten zunächst einen rasanten Kursanstieg. Als die Blase schließlich platzte, führte dies zu massiven Kursstürzen und in vielen Fällen zur Insolvenz. Dies hatte nicht nur für die Investoren, sondern auch für die Beschäftigten der betroffenen Unternehmen schwerwiegende Konsequenzen.

Die Dotcom-Krise lehrt uns vor allem dahingehend, dass man seine Investitionsentscheidungen besser auf solide Fundamentaldaten stützen und nicht allein auf Hype oder Modetrends vertrauen sollte. Es zeigt sich, dass eine kritische Analyse von Unternehmensdaten wie Umsatz, Gewinn und Cashflow sowie ein realistisches Verständnis des Geschäftsmodells und der Marktposition wichtig sind, um nicht Opfer eines Hypes zu werden. Außerdem verdeutlicht die Krise die Gefahr von Herdenverhalten, welches es zu vermeiden gilt. Mehr zu diesem Thema findest du auch in diesem Blogartikel.

  1. Die Finanzkrise 2008 und der Börsencrash 2009

Die Finanzkrise von 2008, die ihren Ursprung in den USA hatte, entstand durch eine Vielzahl miteinander verknüpfter Faktoren, unter denen die Immobilienblase eine zentrale Rolle spielte. Eine Zeit lang erlebte der US-Immobilienmarkt einen enormen Boom, angetrieben durch niedrige Zinsen, lockere Kreditvergabestandards und eine hohe Nachfrage nach Immobilien. Viele Banken vergaben Hypothekenkredite an Kreditnehmer mit geringer Bonität, was zunächst durch steigende Immobilienpreise kaschiert wurde. Diese Hypotheken wurden in komplexen Finanzprodukten (CDS, Credit Default Swaps) gebündelt und weltweit verkauft.

Als die Immobilienpreise zu fallen begannen und die ersten Kreditnehmer ihre Hypotheken nicht mehr bedienen konnten, führte dies zu einer Kettenreaktion. Die Wertverluste bei den hypothekenbesicherten Wertpapieren zogen globale Finanzinstitutionen in Mitleidenschaft, die massiv in diese Produkte investiert hatten. Der darauffolgende Vertrauensverlust im Bankensektor führte zu einer weltweiten Kreditklemme und einer Rezession, von der nahezu jede Volkswirtschaft betroffen war.

Auch in Deutschland waren die Auswirkungen der globalen Finanzkrise deutlich zu spüren. Obwohl die deutschen Banken weniger direkt in amerikanische Subprime-Hypotheken investiert waren, litt das Finanzsystem unter der internationalen Verflechtung und den Auswirkungen auf die globale Wirtschaft. Die Exportabhängigkeit Deutschlands machte die Wirtschaft besonders anfällig für die weltweite Nachfrageschwäche. Unternehmen hatten Schwierigkeiten, Kredite für Investitionen zu erhalten und der Arbeitsmarkt geriet unter Druck.

Eine zentrale Erkenntnis aus der Finanzkrise 2008 ist die Bedeutung von Liquidität und solider Finanzierung. In Krisenzeiten ist der Zugang zu liquiden Mitteln entscheidend, um notwendige Zahlungen leisten zu können und nicht unter Zwang Vermögenswerte verkaufen zu müssen. Die Krise unterstreicht auch, wie wichtig es ist, das eigene Portfolio zu diversifizieren und die eigenen Finanzen möglichst krisenfest aufzustellen.

Eine wichtige Lehre aus der Finanzkrise 2008 sollte sein, nicht in Finanzprodukte zu investieren, die man nicht vollkommen versteht. Investierst du beispielsweise in ein Zertifikat, welches von einer Bank ausgegeben wird und diese Bank geht in die Insolvenz, so kannst du dein gesamtes Kapital verlieren. Dies bezeichnet man auch als Kontrahentenrisiko.

  1. COVID-19 und der Börsencrash 2020

Die COVID-19-Pandemie, die sich Anfang 2020 zu einer globalen Gesundheitskrise entwickelte, löste an den Finanzmärkten weltweit erhebliche Turbulenzen aus. Im März 2020 erlebten die Börsen einen der schnellsten und tiefsten Einbrüche der Geschichte. Die schnelle Ausbreitung des Virus und die damit verbundenen Unsicherheiten führten zu massiven Verkäufen. Die Angst vor einem globalen wirtschaftlichen Stillstand ließ die Märkte innerhalb weniger Wochen um über 30% fallen.

Trotz des initialen Schocks erholten sich die Börsen überraschend schnell. Schon im Sommer 2020 begannen die Aktienmärkte, ihre Verluste wieder wettzumachen, angetrieben durch umfangreiche Konjunkturpakete von Regierungen und Zentralbanken weltweit sowie durch die Hoffnung auf schnelle medizinische Lösungen in Form von Impfstoffen und Therapeutika.

Der Gesundheitssektor und insbesondere die Pharmaindustrie standen während der Pandemie besonders im Fokus. Unternehmen, die in die Forschung und Entwicklung von Impfstoffen und Medikamenten gegen COVID-19 involviert waren, erlebten teilweise erhebliche Kursgewinne, so wie beispielsweise die Aktien von Biontech und Pfizer.

Gleichzeitig stieg die Nachfrage nach medizinischer Ausrüstung und Gesundheitsdienstleistungen, was zu einer Überperformance bestimmter Segmente innerhalb des Gesundheitssektors führte. Diese Entwicklungen illustrieren, wie sektorspezifische Faktoren in Krisenzeiten die Marktperformance beeinflussen können.

Fazit

Die aufgeführten historischen Börsencrashs lehren uns, dass Investitionen an der Börse einerseits große Chancen bieten, dass sie andererseits aber auch mit erheblichen Risiken verbunden sind, vor allem in Zeiten von Euphorie und Überschwang. Die Lehren von 1929, 1987, 2000, 2008 und 2020 zeigen, dass eine gründliche Analyse des Bewertungsniveaus der Märkte zum Investitionszeitpunkt (hilfreich ist hier u.a. der sogennante Buffett-Indikator) und eine ausreichende Diversifikation unerlässlich sind, um Vermögen langfristig zu sichern.

Um diese historischen Lehren in die eigene Anlagestrategie zu integrieren, sollten wir Ärztinnen und Ärzte auf eine gute Diversifikation unseres Portfolios achten und nicht nur in einzelne Aktien, Länder oder Branchen investieren. Außerdem ist es ratsam, die eigenen Anlagen z.B. quartalsmäßig zu überprüfen, um evtl. notwendige Anpassungen vorzunehmen. Nach einem Crash kann es sinnvoll sein, zu einem günstigeren Bewertungsniveau zu investieren. Diese Strategien sind der Schlüssel dazu, finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen und zu erhalten.

Weiterführende Ressourcen

Mit den folgenden Büchern kannst du dein Wissen zu den genannten Finanzkrisen noch weiter vertiefen:

  • Der große Crash 1929: Ursachen, Verlauf, Folgen* von John Kenneth Galbraith - Ein Klassiker, der detailreich und anschaulich den Börsencrash von 1929 und die daraus resultierende Große Depression analysiert.

  • Too Big to Fail* von Andrew Ross Sorkin - Ein packendes, detailliertes Narrativ über die Akteure und Ereignisse, die zur Finanzkrise 2008 führten.

  • The Big Short: Inside the Doomsday Machine* von Michael Lewis - Dieses Buch bietet eine tiefgehende Analyse der Finanzkrise 2008 und erklärt, wie eine Gruppe Trader massiv von einer Wette gegen den Markt profitierte.

Interessante Filme zum Thema:

  • The Big Short (2015) - Eine unterhaltsame und informative Darstellung der Finanzkrise von 2008, basierend auf Michael Lewis' gleichnamigem Buch.

  • Inside Job (2010) - Ein preisgekrönter Dokumentarfilm, der die Ursachen der globalen Finanzkrise 2008 untersucht und kritisch hinterfragt.

  • Margin Call (2011) - Ein intensives Drama, das die letzten 24 Stunden einer Investmentbank vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 zeigt und die moralischen Konflikte der Beteiligten beleuchtet.


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