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Geldanlage

Die häufigsten Anlagefehler von Medizinern - und wie du sie vermeidest

Leeres Portemonnaie als Symbol für die Anlagefehler von Ärzten
Leeres Portemonnaie als Symbol für die Anlagefehler von Ärzten
Leeres Portemonnaie als Symbol für die Anlagefehler von Ärzten

Lesedauer: 8 Minuten

06.01.2024

Einleitung

Die richtige Anlagestrategie für sich zu finden ist oft nicht einfach, denn es erfordert eine ausführliche Recherche, regelmäßige Anpassungen und ein gehöriges Maß an Geduld. Eine Kollegin bemerkte einmal, dass sie beim Investieren den gleichen sorgfältigen Ansatz verfolgen möchte wie beim Operieren: keine überhasteten Schritte und stets den gesamten Patienten (bzw. das Portfolio) im Blick. Eine solche Perspektive ist Gold wert.

In diesem Artikel beleuchten wir die häufigsten Anlagefehler und geben Tipps, wie du diese souverän umschiffen kannst.

Anlagefehler #1: Emotionale Entscheidungen

Der menschliche Verstand ist ein Wunderwerk der Natur, welches in der Medizin oft die feinsten Nuancen und Muster zu erkennen vermag. Aber wenn es um Geld geht, kann das analytische Denken unserer Großhirnrinde manchmal vom limbischen System überwältigt werden. Diesem Phänomen widmet sich das Forschungsgebiet "Behavioral Finance", welches den Einfluss von Emotionen und Gefühlen auf finanzielle Entscheidungen untersucht. Hierzu zählen beispielsweise Gier in einer Boomphase oder Panik während eines Börsencrashs.

Stelle dir einmal vor, du hörst von einem Kollegen im Krankenhaus von einer vermeintlich "sicheren" Investition, die in kurzer Zeit hohe Renditen verspricht. Gier kann in solchen Situationen leicht die Oberhand gewinnen und ohne gründliche Recherche steckst du vielleicht einen erheblichen Teil deines Ersparten in diese vermeintliche Goldgrube. Vielleicht erinnerst du dich noch an die Boomphase, die Bitcoin Ende des Jahres 2021 erlebte. Viele Kollegen sprangen auf den Zug auf und es ist bekannt, dass kurz darauf ein jäher Absturz der Kryptomärkte folgte.

Für uns als Ärztinnen und Ärzte, die wir oft bereits einen stressigen Alltag haben, können solch zusätzliche finanzielle Schwierigkeiten ein erhebliches Maß an psychologischer Mehrbelastung darstellen.

Doch wie kann man solche emotional geleiteten Fehlentscheidungen vermeiden? Hier sind einige TIpps dazu:

  • Selbstreflexion: Nimm dir regelmäßig Zeit, um deine Anlageentscheidungen zu reflektieren. Frage dich, ob deine Entscheidungen auf Fakten oder vielleicht doch eher auf Gefühlen basieren.

  • Setze dir klare Ziele: Indem du klare finanzielle Ziele festlegst und einen Plan zum Erreichen dieser Ziele erstellst, bist du weniger anfällig für impulsive Entscheidungen.

  • Hol dir eine zweite Meinung: Die Lektüre von Finanzbüchern, die Konsultation eines Honorarberaters oder vielleicht auch in Gespräch mit erfahrenen Kolleginnen und Kollegen können wertvolle Perspektiven bieten und dich vor emotionalen Fehlentscheidungen schützen.

  • Automatisiere, wo möglich: Regelmäßiges Investieren, beispielsweise durch einen monatlichen Sparplan, kann dazu beitragen, Emotionen aus dem Investitionsprozess herauszuhalten.

In der Medizin wissen wir, wie wichtig es ist, ruhig und bedacht zu handeln, besonders in kritischen Momenten. Beim Investieren gilt dasselbe Prinzip: Emotionen können dich zu Fehlentscheidungen verleiten. Ein klarer Kopf und eine durchdachte Strategie sind der Schlüssel zum Erfolg.

Mehr zum Thema emotionale Anlageentscheidungen findest du in unserem entsprechenden Blogartikel.

Anlagefehler #2: Unzureichende Diversifizierung

Diversifizierung ist in der Investmentwelt das, was eine ausgewogene Ernährung für unsere Gesundheit ist: Ein Mittel zur Verringerung von Risiken und zur Maximierung des Potenzials. Einfach ausgedrückt bedeutet Diversifizierung, das investierte Geld auf eine Vielzahl von Anlagen zu verteilen, anstatt alles auf eine Karte zu setzen.

Ein gängiges Bild für Diversifizierung ist das der Eier in verschiedenen Körben. Wenn ein Korb auf den Boden fällt, sind nicht gleich alle Eier zerbrochen. Ähnlich verhält es sich mit Investitionen: Wenn eine Anlageklasse oder ein bestimmter Sektor unterdurchschnittlich abschneidet, kann eine andere Anlageklasse diesen Verlust unter Umständen ausgleichen.

Ein typischer Anfängerfehler ist, zu sehr auf eine "sichere Sache" zu vertrauen und zu vergessen, dass selbst die sichersten Anlagen Risiken bergen. Zum Beispiel könnte ein Mediziner, der von den Innovationen eines bestimmten Pharmaunternehmens beeindruckt ist, versucht sein, einen Großteil seines Portfolios in dessen Aktien zu investieren. Wenn dieses Unternehmen jedoch plötzlich negative Schlagzeilen macht oder seine Medikamente nicht wie erwartet Umsätze erwirtschaften, können erhebliche Verluste entstehen.

Für uns als Ärztinnen und Ärzte mit wenig Zeit für Portfoliomanagement sind hier einige Ratschläge für eine ausgewogene Assetallokation:

  • Diversifiziere über Anlageklassen: Verteile Investitionen auf Aktien, Anleihen, Immobilien und ggf. Rohstoffe. So kannst du von verschiedenen Marktbedingungen profitieren.


  • Globale Diversifizierung: Überlege, in verschiedene geografische Regionen zu investieren, um von globalen Marktchancen zu profitieren. Vermeide den sogenannten "Home-Bias", also schwerpunktmäßige Investitionen im Heimatland.


  • Branchendiversifizierung: Investiere nicht nur in Branchen, die du kennst, wie den Gesundheitssektor. Ein über mehrere Sektoren hinweg diversifiziertes Portfolio kann dich vor branchenspezifischen Risiken schützen.

Um emotionale Entscheidungen zu vermeiden:

  • Bildung: Je mehr du über Diversifizierung und ihre Vorteile weißt, desto unwahrscheinlicher sind impulsive und emotionale Entscheidungen.

  • Periodische Überprüfung: Lege regelmäßige Termine (z.B. quartalsweise) fest, um dein Portfolio zu überprüfen und ggf. anzupassen, anstatt täglich auf mögliche Marktschwankungen zu reagieren.

  • Beratung: Überlege dir, einen unabhängigen Honorarberater hinzuzuziehen, der dir hilft, eine für deinen Berufsalltag passende Anlagestrategie zu entwickeln.

Denke daran, dass Diversifizierung nicht nur eine Risikomanagementstrategie ist, sondern auch ein Weg, Chancen während verschiedener Marktbedingungen zu nutzen. Mehr zum Thema Portfoliodiversifikation findest du in diesem Blogartikel

Anlagefehler #3: Vernachlässigung von Gebühren und Steuern

Gebühren und Steuern mögen auf den ersten Blick wie vernachlässigbar kleine Posten erscheinen, doch ihr kumulativer Effekt kann im Laufe der Zeit erhebliche Auswirkungen auf die Gesamtrendite eines Portfolios haben. Du kannst das mit einem tropfenden Wasserhahn vergleichen: Ein einzelner Tropfen ist vielleicht unbedeutend, aber mit der Zeit kommen dabei viele Liter zusammen.

Stell dir vor, du investierst in einen aktiv gemanagten Aktienfonds mit einer jährlichen Gebühr von 1%. Dies mag gering erscheinen, doch über einen Zeitraum von 20 oder 30 Jahren kann dies Tausende oder sogar Zehntausende von Euro ausmachen, insbesondere wenn man den entgangenen Zinseszins berücksichtigt.

Für uns als Ärztinnen und Ärzte in Deutschland gibt es spezifische steuerliche Überlegungen. Einnahmen aus Kapitalvermögen unterliegen der Abgeltungsteuer von 25%, zuzüglich Solidaritätszuschlag und ggf. Kirchensteuer.

Hier sind einige Strategien, um Gebühren zu reduzieren und die Steuerplanung effizient zu gestalten:

  • Kostenbewusstsein: Vergleiche regelmäßig die Gebührenstruktur verschiedener Anlageprodukte. Indexfonds oder ETFs haben oft geringere laufende Kosten als aktiv gemanagte Fonds.

  • Nutzung von Freibeträgen: In Deutschland gibt es einen jährlichen Sparerpauschbetrag, der aktuell (Januar 2024) bei 1000 Euro für Einzelpersonen und 2000 Euro für Verheiratete liegt. Bis zu diesen Beträgen sind Kapitalerträge steuerfrei.

  • Steuerliche Verlustverrechnung: Verluste aus Kapitalanlagen können mit Gewinnen verrechnet werden. Ein geschicktes Timing von Käufen und Verkäufen kann hier steueroptimierend wirken.

  • Beratung: Eine Steuerberatungskanzlei kann wertvolle Hinweise zur Steueroptimierung geben, besonders wenn du neben deinem regulären Einkommen auch Einnahmen aus freiberuflicher Tätigkeit oder Vermietung und Verpachtung hast.

Es ist essenziell, stets ein wachsames Auge auf Gebühren und Steuern zu haben. Was mit geringfügigen Beträgen beginnt, kann sich im Laufe der Zeit zu erheblichen Summen summieren und die Rendite deiner Investitionen schmälern.

Mehr zum Thema Steuern findest du auch in unserem Steuerratgeber.

Anlagefehler #4: Verfolgen von Trends ohne eigene Recherche

Das Phänomen des "hinter der Herde Herlaufens" ist in der Anlagewelt weit verbreitet. Es beschreibt das Verhalten von Anlegerinnen und Anlegern, die sich bei ihren Investmententscheidungen an der Mehrheit orientieren, oft angetrieben durch einen Medienhype oder Empfehlungen von Bekannten. Wer erinnert sich noch an die T-Aktie um das Jahr 2000?

Ähnlich wie in einem Krankenhausflur, wo Gerüchte schnell die Runde machen, können solche Trends ansteckend sein. Das Problem dabei ist: Wenn alle in dieselbe Richtung rennen, kann es zu massiven Übertreibungen kommen, und wenn sich der Trend dann eines Tages umkehrt, resultieren daraus oft panikartige Verkäufe und Verluste.

In der Medizin würdest du niemals eine Behandlung nur deshalb empfehlen, weil sie gerade "in Mode" ist. Du würdest dich auf Studien, eigene Erfahrungen und das Wohl deines Patienten stützen. Ähnlich solltest du dich beim Investieren verhalten: Es ist essenziell, dass du deine eigenen Recherchen durchführst und nicht einfach blind der Masse folgst.

Die eigene Weiterbildung im Finanzbereich gibt dir das Rüstzeug, um informierte Entscheidungen zu treffen. Sie ermöglicht dir, Trends kritisch zu betrachten, ihre Relevanz für dein Portfolio zu bewerten und letztlich Investitionsentscheidungen zu treffen, die auf fundiertem Wissen und nicht auf bloßen Gerüchten basieren.

Wenn du dich fragst, wo du mit deiner Weiterbildung beginnen sollst, hier einige Empfehlungen für seriöse Informationsquellen:

  • Fachbücher: Es gibt zahlreiche Grundlagenwerke zum Thema Investieren, die einen soliden Überblick bieten. In unserer Bücherliste stellen wir einige wichtige Bücher zu diesem Thema vor.

  • Online-Kurse: Plattformen wie Masterclass oder Udemy bieten Kurse zu Finanzthemen, die dir helfen, dein Wissen zu vertiefen.

  • Finanznachrichten: Websites wie Finanzen.net oder das Handelsblatt bieten aktuelle Nachrichten und Analysen. Es ist jedoch wichtig, Nachrichten kritisch zu hinterfragen und nicht nur Schlagzeilen zu folgen.

Erinnere dich immer daran: Investieren ist kein Trendwettlauf. Es geht darum, langfristige Ziele zu setzen und diese auf der Grundlage fundierten Wissens und sorgfältiger Überlegung zu erreichen.

Anlagefehler #5: Fehlende langfristige Perspektive und Geduld

Eines der gängigsten Missverständnisse in der Investmentwelt ist die Vorstellung, dass schnelle Gewinne der Schlüssel zum Erfolg sind. Viele Anlegerinnen und Anleger werden unruhig, wenn sie sehen, dass ihre Investments kurzfristig an Wert verlieren. Sie sind dann versucht, ständig ihr Portfolio umzuschichten in der Hoffnung, Verluste durch neue riskante Investments irgendwie wieder auszugleichen. Dieser Mangel an langfristiger Perspektive führt zu hohen Transaktionskosten und erhöht das Risiko für Fehlentscheidungen.

Es gibt auch hier deutliche Parallelen zur Medizin. Wenn ein Patient mit einer chronischen Krankheit wie beispielsweise Diabetes mellitus Typ 2 in deine Praxis kommt, weißt du, dass schnelle Lösungen nicht immer die besten sind. Stattdessen betonst du die Bedeutung von Geduld, Ausdauer und einer langfristigen Behandlungsstrategie. Ebenso erfordert eine erfolgreiche Investmentstrategie Geduld und den Glauben an eine langfristige positive Entwicklung, selbst wenn der Markt aktuell volatil ist.

Hier sind einige Tipps, um langfristige Ziele festzulegen und Disziplin bei der Geldanlage zu bewahren:

  • Setze dir klare Ziele: Bestimme, was du mit deinem Investment erreichen möchtest. Ob es sich nun um den Kauf eines Hauses, die Finanzierung der Ausbildung deiner Kinder oder den Aufbau eines laufenden passiven Einkommens handelt – wenn du ein konkretes Ziel vor Augen hast, ist es einfacher, über die Jahre darauf fokussiert zu bleiben.

  • Erinnere dich an deine zu Beginn festgelegte Anlagestrategie: Wenn du einmal in Versuchung kommen solltest, eine impulsiv getriebene Entscheidung zu treffen, denke zurück an die Gründe, warum du eine bestimmtes Investment getätigt oder nicht getätigt hast. Ist der Grund immer noch valide? Wenn ja, überlege zweimal, bevor du Änderungen vornimmst.

  • Reduziere den Nachrichtenkonsum: Zu viel Exposition gegenüber täglichen Marktberichten kann zu übermäßigem Stress führen. Schau dir stattdessen quartalsweise oder halbjährlich an, wie sich dein Portfolio entwickelt.

Kurzfristige Marktvolatilität ist mit Blick auf die Börsengeschichte unvermeidlich, aber das Wichtigste ist, den Blick auf das große Ganze nicht zu verlieren. Genau wie in der Medizin, wo Geduld und Ausdauer oft die besten Ergebnisse liefern, sind es diese Eigenschaften, die auch in der Anlagewelt den Unterschied ausmachen können.

Fazit

Wir haben in diesem Artikel die Gefahren von emotionsbasierten Entscheidungen im Investmentprozess sowie dem Fehlen einer langfristigen Perspektive beleuchtet. Für uns Ärztinnen und Ärzte, die wir uns oft die Nächte um die Ohren schlagen und dementsprechend hart für unser Geld arbeiten, ist ein verantwortungsbewusstes Investieren besonders wichtig.

Wir ermutigen dich, dich stetig weiterzubilden und dementsprechend informierte Entscheidungen zu treffen. Teile diesen Artikel gerne mit deinen Kolleginnen und Kollegen und folge bzw. diskutiere mit uns auf LinkedIn.

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