Geldanlage
Portfoliodiversifikation - Was du als Ärztin oder Arzt von der Finanzwissenschaft lernen kannst
Lesedauer: 5 Minuten
23.07.2023
Einführung
Mit zunehmendem Voranschreiten deiner Karriere, steigendem Vermögen sowie den derzeitigen Inflationsraten überlegst du dir vielleicht manchmal, was denn nun wirklich ein sicherer Hafen für dein Erspartes sein könnte.
Gängige Vorstellungen reichen dabei von Immobilien bis hin zu Goldbarren in der Schweiz. Doch hast du schon einmal darüber nachgedacht, dass wirkliche Sicherheit vielleicht auch in der Vielfalt liegen könnte?
Die Finanzwelt nennt dieses Prinzip "Portfoliodiversifikation". Du kannst dir das am besten wie ein großes Frühstücksbuffet vorstellen. Wenn du dir von allem ein bisschen auf den Teller lädst, besteht ein geringeres Risiko dafür, dass dir überhaupt nichts schmeckt, als wenn du dich nur auf ein Gericht beschränkst.
Warum solltest du dich als Mediziner:in überhaupt mit so etwas auseinandersetzen? Ganz einfach: Als jemand, der in unserem verantwortungsvollen Beruf tätig ist, möchtest du dich wahrscheinlich auf deine Kernkompetenzen konzentrieren und trotzdem sicherstellen, dass dein hart verdientes Geld gut angelegt ist, ohne dich 24/7 darum kümmern zu müssen.
In diesem Artikel tauchen wir in die Welt der Portfoliodiversifikation ein und berücksichtigen dabei auch Erkenntnisse der Finanzwissenschaft, die du für deinen Portfolioaufbau nutzen kannst.
Grundlagen der Portfoliodiversifikation
Hast du jemals das Sprichwort "Lege nicht alle Eier in einen Korb" gehört? Genau darum geht es bei der Portfoliodiversifikation.
Was ist Portfoliodiversifikation?
Stell dir vor, du stehst vor einer Eisdiele und es gibt 30 verschiedene Sorten. Bei der Portfoliodiversifikation geht es darum, dein Geld auf verschiedene "Eissorten" (Investitionen) zu verteilen, um sowohl Risiko als auch Potenzial optimal auszubalancieren. So kannst du den Geschmack (Renditen) von mehr als einer Sorte genießen!
Die Idee ist nicht neu und stammt aus einer Zeit, in der Investoren erkannten, dass es klüger ist, auf mehrere Pferde zu setzen, anstatt alles auf einen Ausreißer zu wetten.
Das Ziel? Ein ausgewogenes Chance-Risiko-Verhältnis. Niemand möchte, dass sein gesamtes Vermögen aufgrund einer einzigen schlechten Entscheidung verschwindet, oder?
Warum Diversifikation wichtig ist
Stell dir die Börse ähnlich wie das Weltklima vor. Es ist trotz KI-gestützter Modelle nach wie vor schwer vorherzusagen, und obwohl wir einige Muster erkennen können, gibt es immer wieder unvorhergesehene Stürme. Diversifikation hilft dir, dich gegen diese "finanziellen Gewitter" zu schützen.
Eine gut diversifizierte Anlage kann die Höhen und Tiefen des Marktes besser absorbieren und bietet eine größere Chance auf stetige Renditen.
Und ja, es geht auch darum, ruhig schlafen zu können. Wusstest du, dass viele Investor:innen feststellen, dass sie sich weniger Sorgen um ihre Investitionen machen, wenn sie gut diversifiziert sind?
Arten der Diversifikation
Jetzt wird's spannend! Es ist nicht nur wichtig, in welche Art von Vermögenswerten (z.B. Aktien oder Anleihen) du investierst, sondern auch wo. Man spricht hier von geografischer Diversifikation. Du könntest nur in deutsche Unternehmen (Vorsicht: home bias) investieren, aber warum nicht auch einen Blick auf den asiatischen oder amerikanischen Markt werfen?
Du liebst Technologieaktien? Großartig! Aber es gibt auch andere spannende Branchen da draußen. Eine sektorale Diversifikation sorgt dafür, dass du nicht nur auf eine Branche setzt.
Kurz gesagt: Abwechslung ist nicht nur die Würze in der Suppe des Lebens, sondern auch das Geheimnis einer guten Investition. Soweit, so gut? Mit diesen Grundlagen im Gepäck können wir uns nun den Erkenntnissen der Finanzwissenschaft zuwenden.
Anwendbare Erkenntnisse aus der Finanzwissenschaft
Stell dir die Finanzwissenschaft wie die Physiologie der Geldanlage vor. Sie nutzt Daten, Studien und jahrzehntelange Forschung, um uns dabei zu helfen, die besten Entscheidungen für unser Vermögen zu treffen.
Effizienzgrenze und Kapitalmarktlinie:
Erinnerst du dich an die ersten Diagramme, die du in der Schule gezeichnet hast? In der Finanzwissenschaft gibt es auch solche Diagramme, welche uns zeigen, wie wir unser Portfolio optimal gestalten können. Die "Effizienzgrenze" ist der geometrische Ort aller möglichen Portfoliozusammensetzungen, die bei gegebenem Risiko eine höhere Rendite aufweisen als die anderen Kombinationsmöglichkeiten.
Die Kapitalmarktlinie geht noch einen Schritt weiter. Sie gibt uns eine Vorstellung davon, wie viel Rendite wir für jedes übernommene Risiko erwarten können. Klingt komplex? Denk einfach daran: Es geht darum, das Meiste aus deinem Geld herauszuholen, ohne unnötige Risiken einzugehen!
Behavioral Finance
Menschen sind seltsame Wesen, oder? Wir denken, dass wir immer rational agieren, lassen uns aber dennoch oft von Emotionen leiten. Behavioral Finance erforscht genau dieses Verhalten. Es zeigt uns, warum wir manchmal Geld verlieren, einfach weil wir menschlich sind.
Jemals von "Herdenverhalten" gehört? Das ist, wenn alle in eine Richtung rennen und du einfach mitmachst, ohne wirklich zu wissen, warum. Oft entstehen Börsencrashs genau dadurch. Die Menschen verfallen in Panik und verkaufen aus Angst vor noch größeren Verlusten sämtliche Positionen, was aufgrund fallender Kurse zu noch größeren Verkäufen führt. Die Finanzwissenschaft hilft uns, solche Fallen zu erkennen und klügere Entscheidungen zu treffen.
Der Schlüssel? Bewusstsein! Wenn du weißt, welche Tendenzen du hast, kannst du bessere finanzielle Entscheidungen treffen.
Moderne Portfoliotheorie (MPT)
Harry Markowitz, der Vater der MPT, hatte eine brillante Idee: Was, wenn wir nicht nur die Rendite eines Vermögenswertes betrachten, sondern auch, wie er sich im Vergleich zu anderen verhält? Klingt logisch, oder?
Es geht um Korrelationen. Einige Vermögenswerte verhalten sich gegensätzlich – wenn einer fällt, steigt der andere. Indem wir dieses Verhalten unterschiedlicher Vermögenswerte in unserem Portfolio kombinieren, können wir das Risiko reduzieren.
Für dich bedeutet das: Ein wohlüberlegter Mix kann den Unterschied zwischen einem ruhigen Segeltörn und einer Achterbahnfahrt ausmachen!
Konkrete Schritte zur Umsetzung für Mediziner
Als Mediziner:innen wissen wir alle, dass man die Theorie auch irgendwann in die Praxis umsetzen muss, sei es bei der Diagnose eines Patienten oder bei einem chirurgischen Eingriff. Ähnlich verhält es sich mit deinen Finanzen. Lass uns also die Ärmel hochkrempeln und konkret werden!
Ermittlung des individuellen Risikoprofils
Jeder Mensch ist einzigartig – und so auch seine Risikotoleranz. Einige von uns sind wagemutig, während andere lieber auf Nummer sicher gehen. Wo würdest du dich einordnen? Dies zu erkennen ist der erste Schritt.
Es gibt verschiedene Tools und Fragebögen, die dir helfen, dein Risikoprofil besser zu verstehen, z.B. hier.
Denk daran: Es gibt kein "richtig" oder "falsch"! Es geht darum, was für dich am besten funktioniert und womit du nachts ruhig schlafen (oder während des Dienstes ruhig arbeiten) kannst.
Auswahl der passenden Anlageinstrumente
Du kennst jetzt dein Risikoprofil, also welchen “Behandlungsplan” brauchst du für deine Finanzen?
ETFs, Einzelaktien, Anleihen, Immobilien, Kryptowährungen – die Auswahl kann überwältigend sein. Grundsätzlich kann man sagen, dass ein jüngerer Mensch eine höhere Quote an risikoreicheren Kapitalanlagen (wie z.B. Aktien) fahren kann als jemand, der kurz vor der Pensionierung steht und sein Kapital im Ruhestand verbrauchen möchte. Ein jüngerer Mensch hat länger Zeit, mögliche Verluste im Lauf des Lebens wieder auszugleichen.
Und wie in der Medizin: Es ist wichtig, regelmäßig einen "Check-up" deines Portfolios durchzuführen. Das bedeutet, es immer mal wieder zu überprüfen und gegebenenfalls Anpassungen und ein Rebalancing vorzunehmen, um deine initial festgelegte Assetallokation wieder herzustellen.
Berücksichtigung steuerlicher Aspekte
Steuern – ein leidiges Thema, nicht wahr? Wenn du nicht aufpasst und mögliche (natürlich legale) Optimierungsmöglichkeiten nutzt, kann dein Vermögen recht schnell aufgefressen werden.
Über mehrere Assetklassen hin diversifizierte Portfolios können steuerliche Vorteile bieten. Einige Investitionen sind steuereffizienter als andere. Kennst du sie? Hier kann es hilfreich sein, sich von einem:r Steuerberater:in beraten zu lassen.
Mit diesen praktischen Schritten kannst du sicherstellen, dass dein Geld genauso gut versorgt ist wie deine Patient:innen. Egal, ob in der Medizin oder in der Finanzwelt, das richtige Wissen und die richtige Anwendung sind der Schlüssel zum Erfolg.
Fazit
Als Ärztin bzw. Arzt investierst du jeden Tag Zeit und Mühe, um das Wohlbefinden deiner Patienten zu gewährleisten. Warum nicht die gleiche Sorgfalt auf dein Vermögen anwenden? Die Finanzwissenschaft bietet uns wertvolle Instrumente und Erkenntnisse, und das Schöne ist: Du musst kein Finanzgenie sein, um davon zu profitieren.
Durch Portfoliodiversifikation und die Anwendung wissenschaftlicher Grundsätze kannst du deine finanzielle Gesundheit stärken und sie gegen unvorhersehbare wirtschaftliche Einbrüche schützen oder das Risiko zumindest reduzieren. Genau wie in der Medizin gibt es auch in der Finanzwelt keine Einheitslösung. Es geht darum, herauszufinden, was für dich und deine individuellen Ziele am besten funktioniert.
In unserem Ratgeber “Geldanlage” findest du hierzu weitere Informationen.
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