Praxis
In 8 Schritten zur nachhaltigen und umweltbewussten Arztpraxis
Lesedauer: 6 Minuten
08.06.2024
Einleitung
Nachhaltigkeit ist auch im Gesundheitswesen schon längst kein Randthema mehr. Als Ärztin bzw. Arzt hast du nicht nur eine Verantwortung für das Wohl deiner Patienten, sondern in gewissem Maß auch für den Schutz unserer Umwelt. Immer mehr Menschen legen Wert auf Nachhaltigkeitsthemen und somit kann eine nach ökologischen Gesichtspunkten gestaltete Praxis heutzutage ein gutes Alleinstellungsmerkmal sein.
In diesem Artikel erfährst du, wie du den Praxisbetrieb umweltbewusster gestalten kannst. Wir zeigen dir, wie du deinen Stromverbrauch senken kannst. Außerdem erhältst du wertvolle Tipps zum Abfallmanagement und Recycling, um Einwegprodukte zu reduzieren und Ressourcen effizienter zu nutzen.
Wir beschäftigen uns mit nachhaltiger Beschaffung und dem Einsatz umweltfreundlicher Materialien, die der Umwelt und deinem Budget zugutekommen. Wir erklären, wie du den Wasserverbrauch in deiner Praxis minimieren kannst und welche Mobilitätskonzepte den CO₂-Ausstoß verringern können.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Schulung und Motivation deines Teams. Schließlich ist das Engagement deiner Mitarbeitenden ein entscheidender Faktor für den Erfolg einer solchen Nachhaltigkeitsstrategie. Abschließend erfährst du, wie du deine Nachhaltigkeitsbemühungen transparent kommunizieren und in der Öffentlichkeit darstellen kannst.
Energieeffizienz in der Praxis
Die effiziente Nutzung von Energie (vor allem Strom und Warmwasser) ist ein zentraler Aspekt, um deine Praxis nachhaltiger aufzustellen. Der erste Schritt besteht darin, den aktuellen Energiebedarf zu analysieren. Das hilft dir dabei, ineffiziente Bereiche zu identifizieren und Einsparpotenziale aufzudecken. Oft sind es dabei die kleinen Dinge, die einen großen Unterschied machen.
Ausführliche Informationen zum Thema Energieeffizienz findest du in diesem Blogartikel.
Abfallmanagement und Recycling
Effektives Abfallmanagement ist einer der wichtigsten Aspekte, mit dem du dich beschäftigen solltest, wenn du den Praxisbetrieb auf Nachhaltigkeit trimmen möchtest. Beginnen wir mit der Abfallvermeidung und -trennung. Indem du den Abfall, der in deiner Praxis entsteht, sorgfältig trennst, erleichterst du das Recycling und stellst sicher, dass so wenig wie möglich auf der Deponie landet. Stelle dafür gut sichtbare und klar gekennzeichnete Abfallbehälter bereit, die das Trennen von Papier, Plastik, Glas, Rest- sowie biologischem Müll ermöglichen.
Ein großer Hebel zur Reduktion des Abfallaufkommens ist dabei die Reduktion von Einwegprodukten. Viele Einwegartikel, die in Praxen genutzt werden, können durch wiederverwendbare Alternativen ersetzt werden. Überlege, ob du anstelle von Einweginstrumenten oder Plastikbechern langlebigere und wiederverwendbare Alternativen verwenden kannst. Natürlich muss hierbei stets die Hygiene oberste Priorität haben, doch es gibt zahlreiche Produkte, die sich mehrfach sterilisieren und verwenden lassen.
Nimm Kontakt mit lokalen Entsorgungsunternehmen auf, um sicherzustellen, dass recycelbare Materialien korrekt entsorgt werden. Viele dieser Firmen bieten maßgeschneiderte Lösungen für medizinische Einrichtungen an, um sicherzustellen, dass Abfälle fachgerecht und umweltfreundlich recycelt werden.
Neben der Zusammenarbeit mit externen Partnern ist die Schulung deines Praxispersonals entscheidend für das korrekte Abfallmanagement. Informiere deine Mitarbeitenden regelmäßig über die neuesten Richtlinien und Best Practices im Bereich Abfalltrennung und Recycling. Sensibilisiere sie für die Bedeutung von umweltbewusstem Handeln und ermutige sie, aktiv an der Reduktion von Abfällen mitzuwirken.
Durch die genannten Maßnahmen kannst du die Umweltbelastung durch deine Praxis erheblich reduzieren. Gleichzeitig schaffst du ein lebenswertes Arbeitsumfeld und vermittelst deinen Patienten und deinem Team, dass dir nachhaltiges Handeln am Herzen liegt. So positionierst deine Praxis als verantwortungsbewussten und zukunftsorientierten Gesundheitsdienstleister.
Nachhaltige Beschaffung und Materialien
Ein nachhaltiges Beschaffungswesen spielt ebenfalls eine zentrale Rolle beim Aufbau einer ökologisch nachhaltigen Praxis. Indem du umweltfreundliche Materialien und Produkte auswählst, kannst du den ökologischen Fußabdruck deiner Praxis stark reduzieren.
Beginnen wir mit der Verwendung von Recyclingpapier und biologisch abbaubaren Produkten. Papier ist weiterhin ein wesentlicher Bestandteil der meisten Praxen, aber du kannst umweltfreundlichere Alternativen wählen. Recyclingpapier ist eine hervorragende Option, da es aus wiederverwerteten Materialien hergestellt wird und weniger Energie und Wasser in der Produktion verbraucht. Auch bei Verbrauchsmaterialien wie Bechern oder Hygienematerialien solltest du biologisch abbaubare Produkte bevorzugen.
Um den Papierverbrauch weiter zu reduzieren, gibt es einige einfache, aber effektive Maßnahmen. Digitalisiere so viele Prozesse wie möglich, um den Bedarf an Papier zu minimieren. Elektronische Patientenakten, digitale Kommunikation und Online-Terminvereinbarungen sind nur einige Beispiele. Wenn du Papier verwenden musst, achte darauf, beidseitig zu drucken und Entwürfe oder interne Dokumente mehrfach zu nutzen. Auch das Recycling von Altpapier sollte in deiner Praxis zur Routine werden.
Eine weitere mögliche Maßnahme ist die Bevorzugung lokaler und nachhaltiger Lieferanten. Durch den Einkauf bei regionalen Anbietern reduzierst du die Transportwege und damit die CO₂-Emissionen. Zudem unterstützt du lokale Wirtschaftskreisläufe. Achte dabei darauf, dass deine Lieferanten umweltfreundliche Standards einhalten und nachhaltig produzierte Materialien anbieten.
Bei der Auswahl von Produkten solltest du auf ökologisch zertifizierte Produkte setzen, die bestimmte Umweltstandards erfüllen. Solche Ökozertifikate garantieren, dass Produkte umweltfreundlich hergestellt wurden. Indem du diese Maßnahmen umsetzt, leistest du einen Beitrag zum Umweltschutz, sparst Kosten und verbesserst gleichzeitig das Image deiner Praxis.
Wasserverbrauch reduzieren
Wasser ist eine kostbare Ressource, und auch in deiner Praxis kannst du durch effiziente Nutzung einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Beginnen wir mit der Installation von wassersparenden Armaturen und Geräten. Moderne, wassersparende Wasserhähne und Toilettenspülungen können den Wasserverbrauch erheblich senken. Diese Geräte sind so konzipiert, dass sie den Durchfluss reduzieren, ohne die Funktionalität zu beeinträchtigen, was zu einer deutlichen Einsparung führt. Du kannst auch im Nachhinein Durchflussbegrenzer* an deinen Wasserhähnen installieren, die den maximalen Wasserdurchfluss limitieren.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die regelmäßige Wartung deiner Sanitäranlagen. Durch routinemäßige Inspektionen und Wartungsarbeiten kannst du Lecks schnell identifizieren und beheben, denn: selbst kleine Tropfen aus einem undichten Wasserhahn können im Laufe der Zeit zu einem erheblichen Wasserverlust führen. Indem du deine Sanitäranlagen gut instand hältst, verhinderst du unnötigen Wasserverbrauch.
Neben technischen Maßnahmen ist auch die Aufklärung und Bewusstseinsbildung im Team entscheidend. Sensibilisiere deine Mitarbeitenden für einen bewussten Wasserverbrauch und erkläre ihnen die Bedeutung von Wassersparmaßnahmen. Oft sind es einfache Verhaltensänderungen, die viel bewirken können.
Durch diese Maßnahmen kannst du den Wasserverbrauch in deiner Praxis effektiv reduzieren und einen wertvollen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Gleichzeitig sparst du Kosten und stellst sicher, dass deine Praxis auch in Zukunft verantwortungsvoll mit den Ressourcen umgeht.
Nachhaltige Mobilität
Nachhaltige Mobilität ist ein weiterer wichtiger Faktor, um die Umweltbelastung zu reduzieren, die durch den Praxisbetrieb entsteht. Indem du als Praxisinhaberin bzw. -inhaber umweltfreundliche Verkehrsmittel förderst, trägst du aktiv zum Klimaschutz bei und schaffst gleichzeitig ein positives Image für deine Praxis.
Ein erster Schritt ist die Unterstützung von Pendeln mit dem Fahrrad anstelle des Autos. Stelle sichere, möglichst diebstahlgeschützte Abstellmöglichkeiten für Fahrräder bereit und ermutige dein Team, für kurze Strecken das Fahrrad oder den Fußweg zu nutzen. Du könntest auch ein betriebliches Fahrrad-Leasing-Programm einführen, um deinen Mitarbeitenden den Umstieg etwas schmackhafter zu machen..
Die Vermeidung unnötiger Patientenbesuche kann ebenfalls einen großen Unterschied machen. Biete deinen Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, Termine online zu buchen und nutze Online-Sprechstunden, um unnötige Fahrten zur Praxis zu vermeiden. Besonders für Routineuntersuchungen und Nachsorgetermine sind diese digitalen Lösungen ideal und sparen Zeit sowie Ressourcen.
Umweltbewusste Praxisgestaltung
Verwende bei einer Praxisneugestaltung am besten natürliche und umweltfreundliche Materialien wie Holz, Kork oder recycelte Materialien für Möbel und Böden. Diese sind nicht nur nachhaltig, sondern strahlen auch eine warme und beruhigende Atmosphäre aus.
Auch bei den Reinigungsmethoden kannst du umweltbewusste Entscheidungen treffen. Verwende ökologische Reinigungsmittel, die biologisch abbaubar sind und keine schädlichen Chemikalien enthalten. Diese Produkte sind nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit deiner Belegschaft sowie deiner Patientinnen und Patienten.
Mitarbeiterengagement und -schulung
Das Engagement und die Schulung deines Teams sind von entscheidender Wichtigkeit, um deinen Plan für eine nachhaltige Praxis erfolgreich umsetzen zu können.
Lade deine Mitarbeitenden ein, aktiv an der Entwicklung und Umsetzung von Projekten teilzunehmen. Halte hierzu regelmäßige Teammeetings ab, in denen auch Nachhaltigkeitsthemen besprochen werden. Dadurch fühlt sich dein Team nicht nur eingebunden, sondern übernimmt auch Verantwortung für die geplanten Maßnahmen.
Gemeinsam mit deinem Team solltest du Nachhaltigkeitsziele und -maßnahmen entwickeln, die auf deine Praxis zugeschnitten sind. Setze dir konkrete, messbare Ziele wie z.B. die Reduktion des Energieverbrauchs oder der Abfallmenge. Sorge dafür, dass jeder seinen Beitrag leisten kann.
Motivationsstrategien und Anreizsysteme können dazu beitragen, das Engagement beim Thema Nachhaltigkeit zu fördern. Belohne umweltbewusstes Verhalten durch Anerkennung und kleine Anreize. Das können Bonuszahlungen, Auszeichnungen oder auch zusätzliche Urlaubstage sein.
Anerkennung und Belohnung für umweltbewusstes Verhalten schaffen eine positive Unternehmenskultur und motivieren deine Mitarbeitenden, weiterhin aktiv am Erreichen der Nachhaltigkeitsziele zu arbeiten. Hierdurch wird deine Praxis nicht nur umweltfreundlicher, sondern auch zu einem Vorbild für andere.
Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit
Eine transparente Kommunikation deiner Nachhaltigkeitsbemühungen ist entscheidend, um das Bewusstsein und die Akzeptanz für deine Maßnahmen zu fördern. Informiere deine Patientinnen und Patienten regelmäßig über die Nachhaltigkeitsmaßnahmen, die du in deiner Praxis umsetzt. Dies kann z.B. durch Aushänge in der Praxis geschehen.
Nutze auch Social Media und die Praxiswebsite, um deine Nachhaltigkeitsmaßnahmen öffentlich zu kommunizieren. Teile regelmäßig Updates und Erfolge, poste Bilder von umgesetzten Projekten und erzähle Geschichten, die deine Bemühungen veranschaulichen. So erreichst du nicht nur dein bestehendes Patientenklientel, sondern auch potenzielle neue Patientinnen und Patienten, die besonderen Wert auf eine umweltfreundlich Praxis legen.
Fazit
Nachhaltige Praxisgestaltung ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für dein Praxisimage und das Wohlbefinden deiner Patienten und Mitarbeitenden. Wir haben besprochen, wie du durch Energieeffizienz, richtiges Abfallmanagement, nachhaltige Beschaffung, Wassereinsparmaßnahmen, umweltfreundliche Mobilität, bewusste Praxisgestaltung, Mitarbeiterengagement und effektive Kommunikation deine Praxis nachhaltiger aufstellen kannst.
Jetzt liegt es an dir, die genannten Maßnahmen umzusetzen und aktiv zum Umweltschutz beizutragen. Beginne mit kleinen Schritten und erweitere kontinuierlich deine Bemühungen. Deine Praxis kann ein Vorbild für andere sein und zeigen, dass Umweltschutz und exzellente medizinische Versorgung Hand in Hand gehen.
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