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Rückengesundheit für Ärztinnen und Ärzte - Tipps für einen langen Arbeitstag

Anatomische Zeichnung der Wirbelsäule
Anatomische Zeichnung der Wirbelsäule
Anatomische Zeichnung der Wirbelsäule

Lesedauer: 6 Minuten

08.10.2023

Einleitung

Jede und jeder von uns kennt das Gefühl: Nach einem langen Tag in der Klinik oder in der Praxis beginnt der Rücken zu schmerzen. Das Gefühl, als würde jeder einzelne Wirbelkörper ein wenig aus der Reihe tanzen.

Gerade in unserem Beruf, in dem die Tage oft lang und körperlich herausfordernd sind, spielt die Rückengesundheit eine zentrale Rolle. Es ist nicht nur eine Frage des eigenen Wohlbefindens, sondern auch der Fähigkeit, deine Patienten optimal betreuen zu können. Stell dir vor, du bist aufgrund von Rückenschmerzen während einer Operation kurz unkonzentriert und machst einen Fehler - so etwas darf nicht passieren.

Zahlreiche Studien und Umfragen zeigen, dass viele Ärztinnen und Ärzte in Deutschland regelmäßig über Rückenschmerzen klagen. Der Grund? Unsere beruflichen Anforderungen, insbesondere die längere Einnahme von Fehlhaltungen z.B. bei langen Operationen oder auch langem Arbeiten am Bildschirm. Doch bevor wir uns entmutigen lassen, wollen wir uns lieber mit Lösungen befassen. In diesem Artikel erhältst du wertvolle Tipps und Strategien, wie du deinen Rücken gesund hältst – für dich und für deine Patienten.

  1. Warum sind Ärztinnen und Ärzte besonders gefährdet?

Wenn du jemals eine mehrstündige Operation durchgeführt oder lange Untersuchungen in der Klinik abgehalten hast, weißt du, wie belastend das für Rücken und Nacken sein kann. Längeres Verharren in unbequemen Positionen lassen die Muskeln ermüden und erhöhen das Risiko für Verspannungen.

Ein bisschen hier geneigt, ein wenig dort gedreht – über Stunden können solche kleinen Fehlhaltungen einen großen Unterschied machen. Doch nicht nur im Operationssaal oder im Untersuchungszimmer lauern diese Gefahren. Der Arbeitsplatz in der Praxis - insbesondere der Schreibtisch - kann ebenso eine Quelle von Rückenproblemen sein.

Viele von uns verbringen Stunden, manchmal den größten Teil des Tages, sitzend vor dem Computer. Ein nicht optimal eingestellter Stuhl oder ein zu niedriger Bildschirm können zu Fehlhaltungen führen. Der Kopf, der sich ständig leicht nach vorne neigt, der Rücken, der sich krümmt – all das belastet die Wirbelsäule und die umliegenden Muskeln.

Zudem gibt es Situationen, in denen wir Patienten heben oder unterstützen müssen, sei es beim Umsetzen, bei Untersuchungen oder beim Assistieren. Wenn diese Bewegungen nicht mit der richtigen Technik durchgeführt werden, kann dies zu erheblichen Belastungen des Rückens führen.

Die Kombination all dieser Faktoren macht den Arztberuf zu einer echten Herausforderung für die Rückengesundheit. Es ist daher umso wichtiger, sich bewusst mit dem eigenen Rücken auseinanderzusetzen und präventive Maßnahmen zu ergreifen.

  1. Die Auswirkungen von Rückenproblemen auf die Arbeit

Rückenprobleme sind nicht nur unangenehm, sie haben auch weitreichende Auswirkungen auf unsere Arbeit. Wenn der Rücken zwickt und zieht, fällt es schwer, sich voll und ganz auf die Patientenversorgung zu konzentrieren. Vielleicht kennst du das Gefühl: Die Schmerzen lenken ab und deine Gedanken kreisen immer wieder um den schmerzenden Punkt. Das kann zu einer verringerten Arbeitsfähigkeit führen und dazu, dass du nicht mehr mit der gewohnten Präzision und Sorgfalt agierst.

Doch nicht nur die Qualität deiner Arbeit kann leiden. Rückenbeschwerden sind eine häufige Ursache für Ausfallzeiten in Kliniken und Praxen. Fehltage bedeuten nicht nur verlorene Arbeitsstunden, sondern auch zusätzliche Kosten – für Vertretungen, Therapien oder gar längerfristige Behandlungen.

Zudem solltest du den psychologischen Aspekt nicht unterschätzen. Ständige Schmerzen können Stress und Erschöpfung verursachen, was wiederum zu einer Abnahme der Arbeitsqualität führt. Es entsteht ein Teufelskreis: Der Schmerz führt zu Stress, und dieser Stress verstärkt den Schmerz und das allgemeine Unwohlsein.

  1. Grundlegende Prinzipien der Rückengesundheit

Es gibt Grundprinzipien, die jede und jeder von uns kennen und anwenden sollte, um die Rückengesundheit zu fördern und zu erhalten. Diese Prinzipien sind nicht nur für Ärztinnen und Ärzte relevant, aber in unserem Beruf, der oft körperlich fordernd ist, sind sie besonders wichtig.

Beginnen wir mit der ergonomischen Ausstattung: Egal, ob du im OP-Saal, im Labor oder am Schreibtisch arbeitest – die richtige Ausstattung kann einen entscheidenden Unterschied machen. Ein gut eingestellter Stuhl, der deine Wirbelsäule unterstützt, oder ein höhenverstellbarer Tisch, der Verbiegungen und Fehlhaltungen vorbeugt, sind sinnvolle Investitionen in deine Gesundheit. Denke daran: Ergonomie ist nicht nur ein modisches Wort, sondern eine Wissenschaft, die darauf abzielt, deinen Arbeitsplatz so zu gestalten, dass er deinen Körper unterstützt und nicht belastet.

Als nächstes die regelmäßigen Pausen und Bewegung: Langes Stehen oder Sitzen setzt unseren Rücken enormen Belastungen aus. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig Pausen einzulegen, in denen du dich streckst, dehnst oder einfach nur ein paar Schritte gehst. Das belebt nicht nur den Geist, sondern gibt auch deinem Rücken die Chance, sich zu erholen.

Zu guter Letzt die Core-Muskulatur: Der 'Core', also der zentrale Bereich deines Körpers, spielt eine Schlüsselrolle bei der Unterstützung deiner Wirbelsäule. Ein starker Core, bestehend aus Bauch-, Rücken- und Beckenbodenmuskulatur, kann vielen Rückenproblemen vorbeugen. Regelmäßiges Core-Training wie beispielsweise mit Pilates kann diesen Bereich stärken und so deinen Rücken entlasten.

Betrachte diese Prinzipien als Basis deiner Rückengesundheit. Mit ihrer Hilfe kannst du aktiv für dein Wohlbefinden sorgen und deinen Berufsalltag beschwerdefreier gestalten.

  1. Praktische Tipps für den Arbeitstag

Ergonomie am Arbeitsplatz

Dein Arbeitsplatz sollte ein unterstützender Partner und kein Gegner für die Gesundheit deiner Wirbelsäule sein. Beginnen wir mit dem Schreibtisch und Stuhl:

Der Tisch sollte auf einer Höhe eingestellt sein, bei der deine Unterarme bequem aufliegen, während die Oberarme einen Winkel von etwa 90 Grad bilden. Die Füße sollen fest auf dem Boden stehen, und die Knie auch hier in einem 90-Grad-Winkel.

Der Stuhl sollte deinen unteren Rücken unterstützen. Hier können unterstützende Kissen oder Rollen wertvolle Dienste leisten. Sie helfen dabei, die natürliche Kurve deiner Wirbelsäule zu erhalten, was Druck und Belastungen mindert.

Pausen effektiv nutzen

Erinnerst du dich an das alte Sprichwort „Wer rastet, der rostet“? Nun, in Bezug auf die Rückengesundheit ist es höchst relevant. Kleine Dehnübungen und Bewegungspausen sind entscheidend. Nach etwa einer Stunde konzentrierter Arbeit solltest du kurz aufstehen, dich strecken und deinen Rücken durchbewegen. Simple Drehungen, Seitneigungen und sanfte Vorbeugen können Verspannungen lösen und die Durchblutung fördern.

Die 20-20-20-Regel bietet ebenfalls eine gute Richtlinie: Alle 20 Minuten solltest du für 20 Sekunden die Arbeit unterbrechen und in eine Entfernung von mindestens 20 Metern blicken. Dies entlastet nicht nur die Augen, sondern bietet auch die perfekte Gelegenheit, aufzustehen und sich zu strecken.

Training für den Rücken. Ein wenig Bewegung kann viel bewirken, vor allem, wenn sie regelmäßig und gezielt erfolgt. Einfache Übungen für zwischendurch könnten sein: Cat-Cow für die Flexibilität deiner Wirbelsäule, Superman zur Stärkung deiner Rückenmuskulatur oder Brücken für einen starken Core.

Für eine vorbeugende und stärkende Wirkung sind jedoch konsequentere Trainingsformen notwendig. Pilates ist bekannt für seine Fokussierung auf den Core und hilft dabei, eine starke Mitte zu entwickeln, die den Rücken unterstützt. Yoga bietet eine Mischung aus Kraft, Flexibilität und Entspannung, die insgesamt zu einer besseren Körperhaltung und weniger Verspannungen führt.

Gezieltes Krafttraining für den Rücken, besonders für den unteren Bereich, kann ebenfalls eine Schlüsselrolle spielen, um Rückenschmerzen vorzubeugen.

Die oben genannten Tipps sind einfach zu implementieren und erfordern nicht viel Zeit. Doch ihre langfristigen Effekte können erheblich sein. Wenn du die Ergonomie deines Arbeitsplatzes optimierst, effektiv Pausen machst und regelmäßig trainierst, unterstützt du aktiv deine Rückengesundheit.

So kannst du sicherstellen, dass du deinen herausfordernden Berufsalltag in bester Verfassung meisterst, ohne dass dein Rücken darunter leidet. Denke immer daran: Dein Körper ist dein wichtigstes Werkzeug, gehe sorgsam mit ihm um!

  1. Die richtige Ernährung für einen starken Rücken

Auch Ernährung spielt eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es darum geht, unseren Rücken zu stärken und fit für den stressigen Klinikalltag zu halten.

Zuallererst sind Vitamine und Mineralstoffe entscheidend. Magnesium unterstützt die Muskelfunktion und hilft, Krämpfen und Verspannungen vorzubeugen. Kalzium ist essentiell für starke Knochen, während Vitamin D die Kalziumaufnahme fördert. Denke an Lebensmittel wie Milchprodukte, grünes Blattgemüse, Nüsse und Samen als deine besten Verbündeten.

Deine Trinkgewohnheiten haben ebenfalls einen direkten Einfluss. Dehydratation kann die Bandscheibenfunktion beeinträchtigen, die zu einem erheblichen Teil aus Wasser bestehen. Wenn du nicht genug trinkst, können diese ihre stoßdämpfende Funktion nicht optimal erfüllen, was zu Rückenproblemen führen kann. Achte also darauf, ausreichend Wasser über den Tag verteilt zu trinken.

Zuletzt solltest du entzündungsfördernde Lebensmittel reduzieren. Chronische Entzündungen sind oft stille Begleiter von Rückenschmerzen. Lebensmittel, die reich an Omega-3-Fettsäuren sind (wie Fisch), sowie frisches Obst und Gemüse, haben entzündungshemmende Effekte. Im Gegenzug solltest du den Konsum von verarbeiteten Lebensmitteln, rotem Fleisch und Zucker einschränken, da diese Entzündungen fördern können.

Mit einer ausgewogenen und bewussten Ernährung schaffst du eine solide Basis für einen gesunden und starken Rücken, der dich durch deinen anspruchsvollen Alltag trägt.

  1. Mentale Gesundheit und ihr Einfluss auf die Rückengesundheit

Stress und psychische Belastungen sind nicht zu unterschätzende Faktoren, wenn wir über Rückengesundheit sprechen. Unter Stress neigen wir dazu, unsere Muskeln, insbesondere im Rückenbereich, anzuspannen. Diese konstante Anspannung kann zu schmerzhaften Verspannungen und Verkrampfungen führen, die unseren Alltag erheblich beeinträchtigen können.

Deswegen ist es entscheidend, Techniken zu beherrschen, die helfen, Stress abzubauen und zu entspannen. Meditation kann ein effektives Mittel sein, um den Geist zu beruhigen und gleichzeitig die Muskelspannung zu reduzieren. Atemtechniken, die auf tiefer und bewusster Atmung basieren, unterstützen dabei, den Körper zu entspannen und den Stresspegel zu senken.

Progressive Muskelentspannung* ist eine weitere Technik, die sich speziell auf die Lockerung der Muskeln konzentriert. Hierbei werden nacheinander verschiedene Muskelgruppen angespannt und dann bewusst entspannt, was zu einer tieferen körperlichen Entspannung führt. Indem du auf deine mentale Gesundheit achtest und Entspannungstechniken in deinen Alltag integrierst, unterstützt du aktiv die Gesundheit deines Rückens.

Fazit

In unserem fordernden Arbeitsalltag ist die Rückengesundheit essentiell. Dein Rücken trägt dich durch jeden Tag, also schenke ihm die Aufmerksamkeit und Pflege, die er verdient. Die hier vorgestellten Tipps und Strategien sind praktikable Wege, um Rückenproblemen proaktiv entgegenzuwirken. Wir ermutigen dich, diese Ratschläge in deinen Alltag zu integrieren. Du wirst nicht nur eine Verbesserung deiner körperlichen, sondern auch deiner mentalen Befindlichkeit feststellen. Dein Rücken – und deine Patienten – werden es dir danken!

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