Finanzen
VBLklassik und VBLextra: Betriebliche Altersvorsorge für Ärztinnen und Ärzte
Lesezeit: 8 Minuten
18.10.2024
Einführung
Wenn du als Ärztin bzw. Arzt an einer Universitätsklinik oder anderweitig im öffentlichen Dienst tätig bist, hast du die Möglichkeit über die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) eine betriebliche Altersvorsorge zu erhalten. Die VBL bietet eine zusätzliche Absicherung neben der Rente vom Versorgungswerk.
In diesem Artikel erfährst du, wie die VBL funktioniert, welche Leistungen sie bietet und worauf du als Ärztin bzw. Arzt achten solltest, um deine finanzielle Zukunft bestmöglich zu sichern.
Was ist die VBL?
Die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) wurde 1929 gegründet, um Angestellten im öffentlichen Dienst eine zusätzliche Altersvorsorge neben der gesetzlichen Rentenversicherung zu bieten. Ihr Hauptzweck ist es, die finanzielle Absicherung im Ruhestand zu verbessern und Risiken wie Erwerbsminderung oder Hinterbliebenenversorgung abzudecken. Sie ermöglicht es Angestellten im öffentlichen Dienst, eine betriebliche Altersvorsorge (BAV) zu erhalten.
Anspruchsberechtigt sind alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst, sofern ihr Arbeitgeber an die VBL angeschlossen ist. Dazu gehören unter anderem Universitätskliniken, öffentliche Krankenhäuser und Gesundheitsämter. Für Ärztinnen und Ärzte, die in solchen Einrichtungen tätig sind, ist die VBL daher von besonderer Relevanz. Spätestens mit dem Beginn des ersten Arbeitsverhältnisses in einer solchen Einrichtung stellt sich die Frage, ob du an der betrieblichen Altersvorsorge über die VBL teilnehmen möchtest.
Wie funktioniert die VBL?
Die VBL basiert auf zwei zentralen Prinzipien: der Umlagefinanzierung und der Kapitaldeckung. Umlagefinanzierung bedeutet, dass die eingezahlten Beiträge von Arbeitgebern und Arbeitnehmern sofort verwendet werden, um die laufenden Rentenzahlungen zu finanzieren. Dies ähnelt der Funktionsweise der Deutschen Rentenversicherung. Gleichzeitig nutzt die VBL teilweise kapitalgedeckte Elemente. Hier werden Beiträge am Kapitalmarkt angelegt, um eine zusätzliche, renditeorientierte Altersvorsorge zu ermöglichen.
Die VBLklassik ist der Standardtarif und gilt für alle Beschäftigten im öffentlichen Dienst, deren Arbeitgeber an die VBL angeschlossen sind. Sie bietet eine beitragsorientierte Altersvorsorge, die auf dem Umlageverfahren basiert. Zusätzlich zu dieser Pflichtversicherung gibt es die freiwilligen Tarife VBLextra und VBLdynamik. Diese Tarife sind kapitalgedeckt und bieten höhere Renditechancen, jedoch auch ein gewisses Anlagerisiko. Sie richten sich an Beschäftigte, die neben der klassischen Versorgung eine Altersvorsorge mit potenziell höheren Renditen aufbauen möchten.
Die Höhe der Betriebsrente in der VBLklassik wird durch ein Punktesystem bestimmt. Für jeden gezahlten Beitrag werden Rentenpunkte gesammelt, die später zur Berechnung der Rente herangezogen werden. Je länger du im öffentlichen Dienst arbeitest und je höher dein Einkommen ist, desto mehr Punkte sammelst du. Diese Punkte werden bei Renteneintritt in eine monatliche Betriebsrente umgerechnet.
Die Beiträge zur VBLklassik werden sowohl vom Arbeitgeber als auch vom Arbeitnehmer getragen. Der Arbeitgeber zahlt den größten Teil der Beiträge (etwa zwei Drittel), während der Arbeitnehmer etwa ein Drittel übernimmt. Der Arbeitnehmeranteil liegt im Tarifgebiet West derzeit (Stand 2024) bei rund 1,81 % des Bruttoeinkommens. Für die freiwilligen Tarife VBLextra und VBLdynamik zahlt der Arbeitnehmer die Beiträge komplett selbst, kann jedoch von steuerlichen Vorteilen profitieren.
VBLklassik: Der Standardtarif
Die VBLklassik ist der Standardtarif der Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) und bildet die Grundlage der betrieblichen Altersvorsorge (BAV) für Angestellte im öffentlichen Dienst. Sie gilt automatisch für alle Beschäftigten, deren Arbeitgeber an die VBL angeschlossen sind, darunter auch viele Ärztinnen und Ärzte an Universitätskliniken oder in Gesundheitsämtern. Die VBLklassik ergänzt die gesetzliche Rente und sorgt für eine zusätzliche Absicherung im Alter.
Die wichtigsten Leistungsbestandteile der VBLklassik umfassen:
Altersrente: Nach Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze hast du Anspruch auf eine monatliche Betriebsrente. Diese Betriebsrente hängt von den in deinem Arbeitsleben gesammelten Rentenpunkten ab, die auf Basis deiner eingezahlten Beiträge berechnet werden.
Erwerbsminderungsrente: Solltest du aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls vorzeitig arbeitsunfähig werden, greift die Erwerbsminderungsrente der VBLklassik. Sie bietet finanzielle Absicherung, wenn du deinen Beruf nicht mehr ausüben kannst.
Hinterbliebenenversorgung: Im Todesfall sind deine Angehörigen durch die VBL abgesichert. Ehepartner, eingetragene Lebenspartner oder Kinder erhalten in bestimmten Fällen eine Hinterbliebenenrente, die deine Rentenansprüche fortführt.
Durch die Umlagefinanzierung sind die Leistungen relativ sicher (sofern genug Beitragszahlende nachrücken) und damit relativ unabhängig von Marktentwicklungen. Ein Nachteil ist die geringe Rentendynamik.
Alternativen zur VBLklassik: VBLextra und VBLdynamik
Neben der VBLklassik bietet die VBL mit VBLextra und VBLdynamik zwei freiwillige Vorsorgeoptionen, die speziell darauf ausgerichtet sind, deine Altersvorsorge flexibel und kapitalgedeckt zu erweitern. Diese Tarife richten sich an Beschäftigte im öffentlichen Dienst, die zusätzliche Rentenansprüche über die Basisversorgung der VBLklassik hinaus aufbauen möchten.
VBLextra: Kapitalgedeckte Altersvorsorge
Bei VBLextra handelt es sich um eine kapitalgedeckte Vorsorge, bei der deine Beiträge in sicherheitsorientierte Anlagen investiert werden. Im Gegensatz zur VBLklassik werden die eingezahlten Beiträge direkt für deinen individuellen Rentenanspruch angespart.
Die Vorteile dieser Tarifoption sind:
Kapitaldeckung: Deine Beiträge werden angesammelt und verzinst, was langfristig zu einer Zusatzrente führen kann.
Flexibilität: Du kannst selbst entscheiden, wie viel du einzahlen möchtest, um deine Altersvorsorge aufzubauen.
Steuervorteile: Die Beiträge zur VBLextra sind während der Einzahlungsphase steuerlich absetzbar.
Ein Nachteil von VBLextra ist, dass du im Gegensatz zur VBLklassik allein für die Beiträge aufkommst. Außerdem besteht bei kapitalgedeckten Vorsorgemodellen ein gewisses Anlagerisiko, wenn auch moderat.
VBLdynamik: Fondsgebundene Altersvorsorge
Die VBLdynamik funktioniert ähnlich wie VBLextra, bietet jedoch durch die fondsgebundene Anlage potenziell höhere Renditechancen. Hier werden deine Beiträge in Fonds investiert, die je nach Marktlage unterschiedlich hohe Erträge erwirtschaften können.
Die Vorteile dieses Modells liegen in:
Höheren Renditechancen: Du kannst von den Entwicklungen an den Kapitalmärkten profitieren, was langfristig zu einer höheren Rente führen kann.
Flexibilität: Auch hier kannst du deine Beiträge individuell gestalten.
Ein möglicher Nachteil ist, dass das Anlagerisiko bei der VBLdynamik höher ist als bei VBLextra, da es von den Schwankungen der Kapitalmärkte abhängt.
Vergleich und Kombination der Modelle
Im Vergleich zur auf dem Umlageverfahren basierenden VBLklassik bieten VBLextra und VBLdynamik mehr Flexibilität und höhere Renditechancen, allerdings mit einem höheren Risiko. Ärztinnen und Ärzte, die langfristig planen und ihre Rentenansprüche optimieren wollen, können von einer Kombination dieser Modelle profitieren. Während die VBLklassik eine Basis bildet, können VBLextra oder VBLdynamik zusätzlich genutzt werden, um die Rentenlücke zu schließen.
Tipps zur Wahl des passenden Modells
Die Wahl des richtigen Modells hängt von deiner persönlichen Lebens- und Karrieresituation ab:
Junge Ärztinnen und Ärzte könnten von VBLdynamik profitieren, da sie ein längeres Anlagefenster haben und somit von den Schwankungen des Marktes eher profitieren.
Ältere Beschäftigte oder diejenigen, die eine risikoärmere Anlage bevorzugen, könnten eher auf VBLextra setzen.
Eine regelmäßige Überprüfung der persönlichen Situation und Anpassung der Vorsorgeoptionen ist ratsam, um den Ruhestand optimal abzusichern. Mehr zum Thema Ruhestandsplanung findest du auch in diesem Blogartikel.
Beiträge und Steuervorteile der VBL
Die Beiträge zur VBL richten sich nach deinem Einkommen und werden auf Basis der sogenannten Beitragsbemessungsgrenze berechnet. Die Beitragsbemessungsgrenze legt fest, bis zu welchem Einkommen Beiträge zur Sozialversicherung – und damit auch zur VBL – erhoben werden. Aktuell liegt diese Grenze bei rund 7.300 Euro (Stand 2024, Westdeutschland) brutto im Monat. Verdienst du mehr als diese Summe, wird der Beitrag nur bis zu diesem Höchstsatz berechnet.
Der Beitrag zur VBLklassik wird zu etwa zwei Dritteln vom Arbeitgeber und zu einem Drittel vom Arbeitnehmer getragen. Der Arbeitnehmeranteil beträgt aktuell 1,81 % des Bruttogehalts, während der Arbeitgeber rund 6,45 % (Tarifgebiet West) beisteuert. Die genaue Höhe der Beiträge hängt bis zur Beitragsbemessungsgrenze von der Höhe deines Gehalts ab. Höhere Gehälter werden also ab einem bestimmten Punkt nicht weiter belastet, was besonders für Ärztinnen und Ärzte mit hohem Einkommen relevant ist.
Auswirkungen auf das Nettogehalt
Da der Arbeitnehmeranteil zur VBL vom Bruttogehalt abgezogen wird, verringert sich entsprechend das Nettogehalt. Allerdings sind diese Beiträge in der Einzahlungsphase steuerlich absetzbar, was die Steuerlast mindert. Für dich bedeutet das: Ein Teil der gezahlten Beiträge wird über die Steuererklärung wieder ausgeglichen, was die Nettobelastung reduziert.
Steuervorteile bei einer VBL Rente
Während der Einzahlungsphase sind die Beiträge zur VBL steuerlich begünstigt. Sie werden bis zu einem bestimmten Höchstbetrag als Sonderausgaben in der Steuererklärung geltend gemacht. Dies führt zu einer Entlastung, besonders bei höheren Einkommen, wie es bei vielen Ärztinnen und Ärzten der Fall ist.
Auch im Rentenalter bieten die VBL-Leistungen steuerliche Vorteile. Die ausgezahlten Renten werden erst ab einem bestimmten Freibetrag besteuert, der abhängig vom Rentenbeginn ist. Eine VBL-Rente kann somit eine sinnvolle Möglichkeit zur Steueroptimierung sein, da sie sowohl während der Berufstätigkeit als auch im Ruhestand zu finanziellen Vorteilen führen kann.
Rentenleistungen der VBL im Detail
Die Rentenleistungen der VBL sind ein wesentlicher Bestandteil der Altersvorsorge im öffentlichen Dienst. Die Höhe der Betriebsrente wird nach einem Punktesystem berechnet. Für jeden Monat, in dem du Beiträge zur VBL zahlst, sammelst du Rentenpunkte. Die Anzahl der Punkte hängt von deinem Bruttogehalt und der Höhe deiner Beiträge ab. Am Ende deiner Beschäftigung werden alle gesammelten Punkte addiert und zur Berechnung deiner monatlichen Betriebsrente herangezogen.
VBL Altersrente
Um Anspruch auf eine Altersrente zu haben, musst du mindestens 60 Umlagemonate (also 5 Jahre) bei der VBL eingezahlt haben. Die Höhe der Altersrente hängt von der Anzahl deiner gesammelten Rentenpunkte ab. Diese werden mit einem festen Rentenwert multipliziert, der regelmäßig angepasst wird. Die Altersrente beginnt in der Regel mit dem Erreichen der gesetzlichen Altersgrenze, wobei auch ein früherer Renteneintritt möglich ist, allerdings mit Abschlägen.
Erwerbsminderungsrente und Hinterbliebenenversorgung
Neben der Altersrente bietet die VBL auch eine Erwerbsminderungsrente. Diese greift, wenn du aus gesundheitlichen Gründen dauerhaft nicht mehr in der Lage bist, deinem Beruf nachzugehen. Sie sichert dein Einkommen teilweise ab, falls du durch Krankheit oder Unfall arbeitsunfähig wirst. Auch hier gilt eine Mindestversicherungszeit von 5 Jahren.
Die Hinterbliebenenversorgung bietet einen gewissen Schutz für deine Familie im Todesfall. Ehepartner, eingetragene Lebenspartner und in einigen Fällen auch Kinder haben Anspruch auf eine Hinterbliebenenrente. Diese wird aus deinen gesammelten Rentenpunkten berechnet und bietet eine finanzielle Unterstützung für deine Angehörigen.
Wie flexibel ist die VBL? Arbeitgeberwechsel und Ruhenlassen der Beitragszahlungen
Wenn du den öffentlichen Dienst verlässt oder den Arbeitgeber wechselst, bleiben deine VBL-Ansprüche grundsätzlich erhalten. Die bereits gesammelten Rentenpunkte verfallen nicht und bleiben bis zum Renteneintritt bestehen. Solltest du später wieder in den öffentlichen Dienst zurückkehren, werden deine bestehenden Punkte weitergeführt und es können neue Punkte hinzukommen.
Für den Fall, dass du den öffentlichen Dienst verlässt und in die Privatwirtschaft wechselst, hast du die Möglichkeit, die Weiterversicherung bei der VBL freiwillig fortzusetzen. In diesem Fall übernimmst du den gesamten Beitrag selbst, der bislang zum Großteil von deinem Arbeitgeber getragen wurde. Das gilt auch, wenn du für einen bestimmten Zeitraum ins Ausland gehst oder deine berufliche Situation eine längere Unterbrechung erfordert, wie beispielsweise ein Sabbatical oder Elternzeit. Durch die freiwillige Weiterversicherung kannst du weiterhin Rentenpunkte sammeln und deine betriebliche Altersvorsorge lückenlos aufrechterhalten.
Besonders für Ärztinnen und Ärzte, die im Laufe ihrer Karriere häufig den Arbeitgeber wechseln – sei es zwischen verschiedenen Kliniken, zwischen öffentlichem und privatem Sektor oder bei wissenschaftlichen Tätigkeiten im Ausland – ist diese Flexibilität ein großer Vorteil.
Praktische Tipps: Was du als Mediziner beachten solltest
Wenn du als Ärztin bzw. Arzt neu im öffentlichen Dienst startest, wird die VBLklassik oft automatisch für dich eingerichtet, sofern dein Arbeitgeber an die VBL angeschlossen ist. Achte darauf, dass du frühzeitig deine Beitragsbescheide und Renteninformationen von der VBL erhältst und auf Korrektheit prüfst. Besonders wichtig ist, dass dein Bruttoeinkommen korrekt erfasst ist, da dies die Grundlage für die Höhe deiner späteren Rentenansprüche darstellt.
Um eine mögliche Rentenlücke – also den Unterschied zwischen dem zu erwartenden Einkommen im Ruhestand und deinem tatsächlichen Bedarf – frühzeitig zu erkennen, solltest du regelmäßig deine Renteninformationen prüfen. Die VBL bietet dir eine solide Grundlage, deckt aber meist nicht deinen gesamten Bedarf im Alter. Es kann sinnvoll sein, zusätzlich zur VBL weitere Vorsorgemodelle zu nutzen, wie etwa kapitalgedeckte Vorsorgeoptionen wie VBLextra oder VBLdynamik. Ein persönlicher Rentenrechner oder eine frühzeitige Beratung können dir helfen, deine Lücke realistisch einzuschätzen.
Eine regelmäßige Überprüfung deiner Vorsorgepläne ist entscheidend. Deine berufliche und private Situation kann sich im Laufe der Jahre ändern, und es ist wichtig, dass deine Altersvorsorge darauf abgestimmt bleibt. Mindestens einmal im Jahr solltest du daher deine Rentenansprüche und -prognosen überprüfen.
Fazit
Die VBL bietet eine zusätzliche betriebliche Altersvorsorge, die neben der gesetzlichen Rente greift und dir im Ruhestand eine wichtige finanzielle Unterstützung bietet. Mit der VBLklassik erhältst du eine solide Basis, die durch freiwillige Modelle wie VBLextra oder VBLdynamik flexibel ergänzt werden kann. Besonders für Ärztinnen und Ärzte, die häufig den Arbeitgeber wechseln oder wechselnde Arbeitsverhältnisse haben, bietet die VBL wertvolle Flexibilität und Sicherheit.
Es ist wichtig, sich frühzeitig mit dem Thema Altersvorsorge auseinanderzusetzen, um mögliche Rentenlücken zu erkennen und rechtzeitig gegensteuern zu können. Indem du aktiv Verantwortung für deine Altersvorsorge übernimmst, stellst du sicher, dass du auch nach einem anstrengenden Berufsleben finanziell sorgenfrei in den Ruhestand gehen kannst.
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