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Finanzen

Mehrkontensystem für Ärztinnen und Ärzte: So optimierst du deine Geldströme effizient

Mit Geldscheinen gefüllter Fluss symbolisch für Geldströme in einer Arztpraxis
Mit Geldscheinen gefüllter Fluss symbolisch für Geldströme in einer Arztpraxis
Mit Geldscheinen gefüllter Fluss symbolisch für Geldströme in einer Arztpraxis

Lesedauer: 7 Minuten

21.02.2025

Darum geht's

Kommt dir folgende Situation bekannt vor? Es ist wieder Ende des Quartals, die Abrechnung der Kassenärztlichen Vereinigung steht an. Gleichzeitig müssen die Gehälter deiner Praxismitarbeiter überwiesen werden, und dann flattern auch noch die Rechnungen für die neuen Praxismöbel ins Haus.

Als Ärztinnen und Ärzte jonglieren wir ständig mit unterschiedlichen Geldströmen. Die traditionelle Kontoführung mit einem einzigen Konto gelangt dabei schnell an ihre Grenzen. Es entsteht ein undurchsichtiger Mix, bei dem du schnell den Überblick verlierst. Besonders kritisch wird es, wenn Steuerrücklagen, Praxisinvestitionen und private Ausgaben sich auf einem Konto vermischen. Das Ergebnis? Stress bei der Buchführung, Unsicherheit bei finanziellen Entscheidungen und im schlimmsten Fall böse Überraschungen bei der Steuererklärung.

Dabei gibt es eine elegante Lösung: Ein durchdachtes Mehrkontensystem. Mit der richtigen Kontenstruktur verwandelst du das scheinbare Finanzchaos in ein geordnetes System, das dir nicht nur einen besseren Überblick verschafft, sondern auch Zeit spart und dir finanzielle Sicherheit gibt. In diesem Artikel zeigen wir dir, wie du dein persönliches Mehrkontensystem aufbaust und damit deine Finanzen endlich in geordnete Bahnen lenkst.

Warum ein Mehrkontensystem Sinn macht

Komplexe Einnahmeströme im Praxisalltag

Als Ärztin oder Arzt stehst du vor besonderen finanziellen Herausforderungen, die sich deutlich von denen anderer Berufsgruppen unterscheiden. Deine Einnahmequellen sind komplex und vielfältig: Da sind zum einen die Zahlungen der Kassenärztlichen Vereinigung, die quartalsweise erfolgen und zum anderen die direkten Abrechnungen mit Privatpatienten, die unregelmäßig eingehen. Hinzu kommen möglicherweise Einnahmen aus Gutachtertätigkeiten, Vorsorgeleistungen oder speziellen Behandlungsprogrammen. Jede dieser Einnahmequellen folgt ihrem eigenen Rhythmus und hat ihre eigenen Abrechnungsmodalitäten.

Gleichzeitig musst als niedergelassene Ärztin bzw. Arzt erhebliche Fixkosten stemmen: Personalkosten, Miete, Versicherungen, medizinische Geräte und Verbrauchsmaterialien wollen pünktlich bezahlt werden – unabhängig davon, wie deine aktuelle Einnahmesituation aussieht. Diese Diskrepanz zwischen schwankenden Einnahmen und konstanten Ausgaben stellt eine besondere Herausforderung dar.

Transparenz schaffen und finanzielle Klarheit erlangen

Ein weiterer kritischer Punkt ist die häufige Vermischung von Privat- und Geschäftsfinanzen. Besonders in Einzelpraxen passiert es schnell, dass private Ausgaben vom Geschäftskonto getätigt werden oder umgekehrt. Das erschwert nicht nur die Buchhaltung erheblich, sondern kann auch zu steuerlichen Problemen führen. Viele Ärzte kennen die unangenehme Situation hoher Steuernachzahlungen, weil die Rücklagen nicht systematisch gebildet wurden. Die Lösung dieser Herausforderungen liegt in einem durchdachten Mehrkontensystem.

Es schafft klare Strukturen für deine verschiedenen Einnahmen- und Ausgabenströme. Damit behältst du den Überblick über deine aktuelle finanzielle Situation und kannst vorausschauend planen. Ein gut strukturiertes Mehrkontensystem funktioniert wie ein Autopilot in Sachen Finanzen: Es hilft dir, die richtigen Beträge zur richtigen Zeit auf den richtigen Konten zu haben – für Steuern, Investitionen, Rücklagen und private Ausgaben.

Die optimale Kontenstruktur für niedergelassene Ärzte

Hauptkonto mit Geldabfluss zu Nebenkonten

Geschäftskonto als Herzstück deiner Praxisfinanzen

Lass uns zunächst einmal das Fundament deiner Mehrkontensystems betrachten. Im Zentrum steht dabei dein Geschäftskonto als primäres Eingangskonto. Hier laufen alle Zahlungen der Kassenärztlichen Vereinigung, Privatpatienten und sonstigen beruflichen Einnahmen ein. Denk an dieses Konto wie an einen Verteiler, der die eingehenden Geldströme systematisch auf die anderen Konten lenkt. Von diesem Konto aus überweist du die entsprechenden Beträge auf folgende Neben- oder Unterkonten.

Steuerrücklagenkonto: Die Basis für eine stressfreie Steuererklärung

Von besonderer Bedeutung ist das Rücklagenkonto für Steuern. Als Faustformel solltest du etwa 30 bis 35 Prozent deiner Einnahmen direkt hierhin umleiten. Diese automatische Separierung verhindert, dass du am Ende des Jahres von hohen Steuernachzahlungen überrascht wirst. Dabei ist es ratsam, die Überweisungen zeitnah nach Eingang der Honorare vorzunehmen – quasi als "Steuern zuerst"-Strategie.

Betriebskosten intelligent managen

Das Betriebskostenkonto dient der Verwaltung deiner laufenden Praxisausgaben. Überweise monatlich einen festen Betrag von deinem Geschäftskonto hierhin, der deine durchschnittlichen Fixkosten plus einen Puffer abdeckt. Von diesem Konto werden dann Gehälter, Miete, Versicherungen und Verbrauchsmaterial bezahlt. Diese Trennung verschafft dir einen klaren Überblick über deine tatsächlichen Betriebskosten.

Alle diese Maßnahmen helfen dir dabei, die Liquiditätsplanung in deiner Praxis zu verbessern.

Dein persönliches Finanzmanagement professionalisieren

Für deine persönlichen Ausgaben richtest du ein separates Privatkonto ein. Zahle dir ein festes "Gehalt" aus – das schafft nicht nur Struktur in deinen Privatfinanzen, sondern erleichtert auch die steuerliche Trennung erheblich.

Zukunftssicherung: Von der Notfallvorsorge bis zur Altersplanung

Darüber hinaus kannst du darüber nachdenken, weitere Unterkonten einzurichten, die das System vervollständigen: Ein Investitionskonto für größere Anschaffungen in der Praxis, auf das du monatlich einen festen Betrag einzahlst. So bist du vorbereitet, wenn Geräte erneuert oder modernisiert werden müssen. Eine Notfallreserve sollte mindestens drei bis sechs Monatsumsätze umfassen. Dieses Polster gibt dir Sicherheit bei unerwarteten Ereignissen wie längeren Krankheitsausfällen oder notwendigen Reparaturen.

Die optimale Kontenstruktur für angestellte Ärzte

Das Gehaltskonto als Basis

Als angestellte Ärztin oder angestellter Arzt hast du den Vorteil, ein regelmäßiges, stabiles Einkommen zu beziehen. Das ermöglicht dir eine schlankere Kontenstruktur. Das Herzstück des Systems bildet hier das Gehaltskonto, auf das dein monatliches Einkommen aus dem Krankenhaus oder der Praxis eingeht. Von hier aus steuerst du die weiteren Geldströme.

Flexibilität bewahren: Das Girokonto für spontane Ausgaben

Für deine alltäglichen Ausgaben eignet sich ein gutes Girokonto. Einige Anbieter geben mittlerweile die EZB-Zinssätze auch auf die Guthaben von Girokonten weiter. Hierdurch erübrigt sich dann der Bedarf für ein zusätzliches Tagesgeldkonto. Dennoch kann ein zusätzliches Tagesgeldkonto für Urlaube oder unerwartete Ausgaben sinnvoll sein.

Langfristige Finanzplanung: Dein Depot mit Verrechnungskonto

Dein Anlagedepot ist das Fundament deiner langfristigen Vorsorgestrategie. Es dient der Anlage deiner Ersparnisse am Kapitalmarkt und dem Aufbau eines finanziellen Polsters. Geld, das gerade nicht investiert ist, kannst du auf dem Verrechnungskonto zwischenparken. Es wird empfohlen, mindestens 20 Prozent deines Nettogehalts in solche Rücklagen zu investieren.

Clever automatisieren: Die 50-30-20-Strategie

3 Sparschweine symbolisch für 50-30-20 Strategie

Die Automatisierung deiner Geldflüsse ist einer der Schlüssel für langfristigen Erfolg. Richte Daueraufträge ein, mit denen direkt nach dem Gehaltseingang die festgelegte Beträge auf deine verschiedenen Konten verteilt werden. Das Prinzip lautet: "Pay yourself first" – also zuerst die Rücklagen bilden, dann erst konsumieren. Eine bewährte Formel ist die 50-30-20-Regel: 50 Prozent für Fixkosten, 30 Prozent für variable Ausgaben und 20 Prozent für Rücklagen und Investitionen.

Digitale Helfer für mehr Überblick

Die Budgetierung wird durch diese klare Struktur zum Kinderspiel. Moderne Banking-Apps helfen dir dabei, deine Ausgaben zu kategorisieren und Budgets für verschiedene Lebensbereiche festzulegen. So behältst du spielend den Überblick über deine Finanzen, ohne dabei viel Zeit zu investieren…

Praktische Umsetzung des Mehrkontensystems

Der Umstieg auf ein Mehrkontensystem mag zunächst wie eine große Herausforderung erscheinen, aber mit der richtigen Herangehensweise lässt es sich recht einfach umsetzen. Am besten beginnst du mit einer gründlichen Bestandsaufnahme deiner aktuellen finanziellen Situation.

Analysiere deine Einnahmen und Ausgaben der letzten drei Monate. Erstelle dafür eine detaillierte Liste: Welche regelmäßigen Zahlungen gehen ein? Wie hoch sind deine durchschnittlichen Praxiskosten? Welche privaten Fixkosten hast du? Diese Analyse bildet das Fundament für dein neues System.

Die richtige Bank an deiner Seite: Moderne Services vs. traditionelle Beratung

Bei der Auswahl der Bankpartner solltest du verschiedene Faktoren berücksichtigen. Moderne Online-Banken bieten oft kostenlose Geschäfts- und Privatkonten mit guten Digital-Services. Traditionelle Hausbanken punkten dagegen mit persönlicher Beratung und flexiblen Kreditoptionen. Eine Kombination kann sinnvoll sein: Das Hauptgeschäftskonto bei der Hausbank, ergänzende private Konten bei Online-Banken. Achte vor allem bei deinen Praxiskonten besonders auf vorhandene Schnittstellen zu deiner Buchhaltungssoftware.

Die Einrichtung der Konten erfolgt dann schrittweise. Beginne mit dem neuen Geschäftskonto als Basis. Richte anschließend die weiteren Konten ein und richte Daueraufträge ein. Wichtig: Informiere deine Steuerberatung über die neue Struktur und stimme die Kontenzuordnungen ab.

Digitale Helfer für maximale Effizienz

Nutze die Möglichkeiten moderner Banking-Apps für einen noch besseren Überblick über deine Finanzen. Viele Apps bieten praktische Features wie Kategorisierung von Ausgaben, automatische Reports und Echtzeit-Benachrichtigungen bei Kontobewegungen.

Besonders hilfreich sind Multi-Banking-Funktionen, mit denen du alle Konten in einer einzigen App verwalten kannst. Eine professionelle Buchhaltungssoftware ist für niedergelassene Ärzte unverzichtbar. Programme wie DATEV oder ähnliche Branchenlösungen können direkt mit deinem Mehrkontensystem verbunden werden. Sie automatisieren die Zuordnung von Einnahmen und Ausgaben und erleichtern die Zusammenarbeit mit deiner Steuerberatung erheblich.

Der Weg zum Erfolg: Die ersten drei Monate

Plane für die komplette Umstellung etwa zwei bis drei Monate ein. Am besten beginnst du mit den Vorbereitungen kurz vor Ende eines Quartals – das erleichtert die Übergangsphase. Behalte in den ersten Monaten eine Kontrollliste bei, auf der du alle automatisierten Zahlungen und deren korrekten Ablauf überprüfst. Nach dieser Eingewöhnungsphase läuft dein System weitgehend automatisch und spart dir wertvolle Zeit für deine eigentliche Arbeit: die Betreuung deiner Patienten.

Steuerliche Aspekte clever berücksichtigen

Sparschwein und Taschenrechner symbolisch für steuerliche Aspekte

Die steuerliche Komponente ist einer der wichtigsten Aspekte deines Mehrkontensystems – und gleichzeitig eine der größten Chancen für mehr finanzielle Gelassenheit. Der Schlüssel dafür liegt in der systematischen Rücklagenbildung, die du von Anfang an in dein System integrierst.

Hierfür hat sich unserer Meinung nach die Methode der prozentualen Separierung bewährt: Direkt wenn Honorare eingehen, überweist du einen festen Prozentsatz auf dein Steuerkonto. Als Orientierung dient hier die Faustregel von 40-45% Prozent der Nettoeinnahmen. Besonders nach Praxisübernahmen oder Neugründungen kann es sinnvoll sein, anfangs sogar 50 Prozent zurückzulegen, bis sich ein genaueres Bild der steuerlichen Belastung ergibt. Wenn du umsatzsteuerpflichtige Leistungen erbringst, musst du auch dies berücksichtigen.

Die quartalsweise Anpassung deiner Rücklagen ist dabei essenziell. Sprich regelmäßig mit deiner Steuerberatung und gleiche die tatsächliche Entwicklung deiner Praxiseinnahmen und -ausgaben mit den gebildeten Rücklagen ab. So vermeidest du sowohl zu hohe als auch zu niedrige Rücklagen.

Ein wesentlicher Vorteil des Mehrkontensystems zeigt sich bei der Steuererklärung: Die klare Trennung von Betriebs- und Privatausgaben durch separate Konten macht die Zuordnung von Ausgaben transparent und nachvollziehbar. Deine Steuerberatung wird es dir danken – und du sparst Zeit und Nerven bei der Nachweisführung.

Tipp: Dokumentiere bei der Einrichtung deines Systems alle Konten und deren Zweckbestimmung. Diese klare Struktur hilft nicht nur dir, sondern erleichtert auch die Kommunikation mit Finanzamt und Steuerberatung.

Fazit

Mit einem Mehrkontensystem kannst du dein Finanzmanagement für deine Praxis und dein Privatvermögen auf Autopilot stellen. Es verschafft dir den dringend benötigten Überblick über deine verschiedenen Geldströme und gibt dir auch die finanzielle Sicherheit, die du für wichtige Entscheidungen brauchst. Die automatisierte Verwaltung deiner Finanzen spart dir wertvolle Zeit, die du deinen Patienten oder deiner Familie widmen kannst.

Der wichtigste Schritt ist jetzt, ins Handeln zu kommen. Nimm dir noch heute eine Stunde Zeit, um deine aktuelle Finanzsituation zu analysieren. Plane die nächsten zwei Wochen für die schrittweise Einrichtung deiner neuen Kontenstruktur ein. Du wirst überrascht sein, wie schnell sich die anfängliche Investition an Zeit und Energie auszahlt.

Denk daran: Ein Mehrkontensystem ist kein starres Konstrukt, sondern ein lebendiges System, das mit deinen Bedürfnissen wachsen kann. Ob Vermögensaufbau, Praxiserweiterung oder die Optimierung deiner Altersvorsorge – mit der richtigen Kontenstruktur als Basis sind deinen finanziellen Zielen keine Grenzen gesetzt.

Weitere Ressourcen


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