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Die Illusion von der finanziellen Sicherheit: Warum wir als Ärztinnen und Ärzte umdenken müssen

Optische Täuschung als Symbol für die Illusion von finanzieller Sicherheit
Optische Täuschung als Symbol für die Illusion von finanzieller Sicherheit
Optische Täuschung als Symbol für die Illusion von finanzieller Sicherheit

Lesedauer: 8 Minuten

01.06.2024

Einleitung

Finanzielle Sicherheit ist ein Begriff, von dem viele Ärztinnen und Ärzte beinahe selbstverständlich annehmen, dass er auch auf sie irgendwann zutreffen wird. Schließlich gelten wir als hochangesehene Berufsgruppe mit stabilem Einkommen und guter Zukunftsperspektive. Doch ist diese Annahme wirklich so sicher, wie sie scheint?

In den letzten Jahren hat sich das Gesundheitssystem verändert. Hohe Arbeitsbelastung, zunehmende Bürokratie und wirtschaftliche Unsicherheiten haben das Bild des wohlhabenden Arztes ins Wanken gebracht. Viele von uns merken, dass sie sich trotz des vermeintlich hohen Einkommens nicht mehr so viel leisten können wie frühere Generationen.

Dieser Artikel zielt darauf ab, diese Illusion von der finanziellen Sicherheit im Arztberuf aufzudecken. Wir beleuchten die häufigsten Fehlannahmen und zeigen auf, warum es wichtig ist, in Sachen Finanzen umzudenken. Gleichzeitig erhältst du praktische Tipps und Strategien, um deine finanzielle Situation nachhaltig zu verbessern. Denn nur wer sich aktiv mit dem Thema Finanzen auseinandersetzt, kann langfristig Sicherheit erlangen – sowohl beruflich als auch privat.

  1. Die tradierte Vorstellung von finanzieller Sicherheit von Medizinern

Finanzielle Sicherheit wird oft als ein Zustand definiert, in dem man ausreichend finanzielle Mittel zur Verfügung hat, um ein sorgenfreies Leben zu führen und unerwartete Ausgaben problemlos decken zu können. Für viele bedeutet dies ein regelmäßiges, hohes Einkommen, stabile Arbeitsbedingungen und eine solide Altersvorsorge. In der Medizin ist diese Vorstellung besonders stark verankert. Ärztinnen und Ärzte genießen traditionell ein hohes gesellschaftliches Ansehen und oft wird wie selbstverständlich davon ausgegangen, dass dies mit finanzieller Sicherheit einhergeht.

Historisch gesehen gab es gute Gründe für diese Sichtweise. Der Arztberuf gilt seit jeher als krisensicher, da der Bedarf an medizinischer Versorgung auch in Zeiten wirtschaftlichen Turbulenzen kaum schwankt. Zudem bot dieser Beruf in der Vergangenheit zumeist ein hohes und stabiles Einkommen, gepaart mit sicheren Arbeitsbedingungen und den Vorteilen einer freiberuflichen Tätigkeit.

Typische Karrierewege wie die Anstellung in Krankenhäusern oder die Gründung einer eigenen Praxis schienen stets als Garant für finanzielle Stabilität. Diese Karrierewege zeichneten sich oft durch ein hohes Anfangseinkommen (zumindest als Fachärztin bzw. Facharzt) aus, das im Laufe der Zeit noch weiter stieg. Viele von uns haben diese traditionelle Vorstellung übernommen und verlassen sich darauf, dass der Beruf automatisch finanzielle Sicherheit mit sich bringt.

Doch die Realität zeigt, dass sich die Rahmenbedingungen verändert haben, vor allem auch durch stagnierender Vergütung bei gleichzeitig hohen Inflationsraten. Es ist daher an der Zeit, diese traditionellen Ansichten zu hinterfragen.

  1. Herausforderungen und Risiken im Arztberuf

Das Gesundheitssystem hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert. Die zunehmende Bürokratisierung und zum Teil widersprüchliche Reformen (man erinnere sich an die Einführung und anschließende Wiederabschaffung der Neupatientenregelung) haben unseren Arbeitsalltag komplizierter gemacht. Gleichzeitig sind die Vergütungsmodelle häufig unzureichend angepasst worden, was bedeutet, dass die finanzielle Entlohnung oft nicht dem persönlichen Arbeitsaufwand entspricht.

So fiel der sogenannte "Zero Pay Day", also der Tag, von dem an niedergelassene Kolleginnen und Kollegen bis Ende des Jahres kein GKV-Honorar mehr für die erbrachten Leistungen erhalten, im Jahr 2023 auf den 15.11.2023. Die steigenden Betriebskosten für Praxen und die Anforderungen an Fort- und Weiterbildungen belasten das Budget zusätzlich.

Mittlerweile lassen wirtschaftliche Schwankungen auch die Gesundheitsbranche nicht mehr unberührt. Die mangelnde Gegenfinanzierung beispielsweise steigender Strom- und Heizkosten ist hierfür nur ein Beispiel. Dazu kommen rechtliche Risiken, wie etwa Haftungsfragen. Ein kleiner Fehler kann nicht nur gesundheitliche Konsequenzen für Patientinnen und Patienten haben, sondern auch juristische und finanzielle Folgen für dich. Mehr Informationen hierzu findest du in unserem Versicherungsratgeber.

Eine weitere Herausforderung in unserem Berufsfeld ist die aufgrund des Ärztemangels sowie des demographischen Wandels immer weiter steigende Arbeitsbelastung. Lange Arbeitszeiten, Schichtdienste und Rufbereitschaft können auf Dauer zu Erschöpfung und Burnout führen. Burnout stellt einerseits eine Gefahr für deine Gesundheit dar und kann andererseits deine berufliche Leistungsfähigkeit und letztlich deine finanzielle Situation negativ beeinflussen.

All diese Faktoren machen deutlich, dass unser Beruf mehr Risiken birgt, als oft angenommen wird. Es ist daher unerlässlich, sich dieser Herausforderungen bewusst zu sein und proaktiv Maßnahmen zu ergreifen, um sich finanziell abzusichern.

  1. Fehlannahmen über finanzielle Stabilität im Arztberuf

Viele von uns sind mit der Vorstellung in den Beruf eingestiegen, dass ein hohes Einkommen automatisch zu einer gewissen finanziellen Stabilität führt. Zwar verdienen Ärztinnen und Ärzte im Vergleich zu vielen anderen Berufen nach wie vor gut, doch die tatsächliche finanzielle Situation ist komplexer. Hohe Steuern, steigende Versicherungsbeiträge und Kosten für die eigene Praxis sowie private Ausgaben schmälern das verfügbare Nettoeinkommen erheblich. Die Überbewertung des Einkommenspotenzials ist daher eine der am weitesten verbreiteten Fehlannahmen.

Sehen wir uns zunächst die Ausgaben genauer an. Die Führung einer eigenen Praxis bringt zahlreiche Kosten mit sich, von Miete über Personal bis hin zu Medizintechnik und Software. Auch die regelmäßige Fortbildungen für CME-Punkte können teuer werden. Diese kontinuierlichen Ausgaben können dein Budget belasten und müssen bei der finanziellen Planung berücksichtigt werden.

Im privaten Bereich kommt noch der Aspekt des Statusdenkens hinzu. Mit steigendem Einkommen steigt oft auch der Lebensstandard. Ein größeres Haus, ein teureres Auto oder exklusive Urlaube werden zur Norm, was zu einem Anstieg der privaten Ausgaben führt. Dieses Phänomen, bekannt als Lebensstilinflation, kann dazu führen, dass trotz eines hohen Einkommens wenig Geld für Sparen oder Investitionen übrig bleibt.

Diese Fehlannahmen zeigen, dass wir als Ärztinnen und Ärzte umdenken müssen. Eine realistische Einschätzung des Einkommens, eine sorgfältige Budgetplanung und ein Bewusstsein für die tatsächlich anfallenden Ausgaben sind entscheidend, um langfristig eine gewisse finanzielle Stabilität zu erreichen.

  1. Strategien zur Verbesserung der finanziellen Situation

Um deine finanzielle Situation nachhaltig zu verbessern, ist es wichtig, gezielte Strategien zu entwickeln und umzusetzen. Hier sind einige effektive Ansätze, die dir dabei helfen können:

Budgetierung und Ausgabenmanagement

Der erste Schritt zu einer besseren Kontrolle deiner Finanzen ist eine sorgfältige Budgetierung. Erstelle einen detaillierten Plan für deine privaten und beruflichen (wenn du in eigener Praxis niedergelassen bist) Finanzen, der alle deine Einnahmen und Ausgaben umfasst. Analysiere deine monatlichen Fixkosten und identifiziere Bereiche, in denen du Einsparungen vornehmen kannst.

Es ist wichtig, feste Ausgaben wie Miete, Versicherungen und Praxisbetriebskosten, aber auch variable Ausgaben wie Freizeit und Luxusgüter im Blick zu behalten. Ein bewusster Umgang mit deinem Geld hilft dir, unnötige Ausgaben zu reduzieren und finanzielle Engpässe zu vermeiden.

Diversifikation deiner Einkommensquellen

Neben deinem Haupteinkommen als Ärztin oder Arzt kann die Diversifikation deiner Einkommensquellen einen erheblichen Beitrag zum Erreichen einer finanziellen Unabhängigkeit leisten. Überlege dir, wie du zusätzliche Einkommensströme erschließen kannst. Dies kann z.B. durch Investitionen in Aktien, Immobilien oder andere Anlageformen geschehen.

Auch Nebenberufe oder -tätigkeiten wie die Erstellung von Gutachten oder das Halten von Vorträgen können zusätzliche Einnahmen generieren. Diversifikation reduziert das Risiko der Abhängigkeit von einer einzigen Einkommensquelle und ermöglicht dir so langfristig größere finanzielle Spielräume.

Langfristige finanzielle Planung und Altersvorsorge

Ein besonders wichtiger Aspekt unserer finanziellen Planung ist die Altersvorsorge. Überprüfe regelmäßig deine Rentenansprüche aus dem Versorgungswerk und ergänze diese durch private Vorsorge. Ob z.B. eine private Rentenversicherung als Ergänzung Sinn macht, hängt dabei von deinen individuellen Umständen und vor allem auch von der Gebührenhöhe einer solchen Versicherung ab.

Investitionen in langfristige Anlageformen, wie z.B. breit gestreute ETFs können ebenfalls eine sinnvolle Ergänzung sein. Je früher du mit der Altersvorsorge beginnst, desto besser kannst du dabei vom Zinseszinseffekt profitieren.

  1. Die Bedeutung finanzieller Bildung

Finanzielle Bildung ist für Medizinerinnen und Mediziner von essenzieller Bedeutung. Trotz eines hohen Einkommens und gesellschaftlichen Ansehens kann fehlendes Wissen über finanzielle Zusammenhänge zu erheblichen Problemen führen. Finanzielle Bildung hilft dir, fundierte Entscheidungen zu treffen, Risiken besser zu managen und langfristig Vermögen aufzubauen.

Das Medizinstudium legt den Fokus eindeutig auf medizinisches Fachwissen und lässt finanzielle Themen zumeist vollkommen außer Acht. Doch gerade in einem sich wandelnden Gesundheitssystem ist es wichtig, auch finanzielle Kompetenzen zu entwickeln. Das ist der Hauptgrund dafür, warum wir diese Plattform gegründet haben.

Auf unserer Bücherliste findest du interessante Bücher zum Thema Finanzen, mit denen du ein breites Grundlagenwissen erwerben kannst.

  1. Praktische Tipps für den Alltag

Es gibt viele nützliche Tools und Apps, die dir helfen können, deine Finanzen zu verwalten. Apps wie Finanzguru * bieten umfassende Möglichkeiten zur Ausgabenüberwachung. Sie können dir helfen, den Überblick über deine Finanzen zu behalten und Ausgaben zu kontrollieren.

Wenn du eine eigene Praxis betreibst, ist es wichtig, private Ausgaben von den Praxisausgaben zu trennen. Mehr hierzu findest du in diesem Blogartikel.

Fazit

Die Illusion von finanzieller Sicherheit ist unter Ärztinnen und Ärzten weit verbreitet. Hohe Arbeitsbelastung, politische Unwägbarkeiten und unterschätzte Ausgaben können trotz eines guten Einkommens zu finanziellen Schwierigkeiten führen. Durch eine sorgfältige Budgetierung, Diversifikation deiner Einkommensquellen und langfristige finanzielle Planung kannst du dir dennoch auch heute noch eine stabile finanzielle Grundlage schaffen.

Es ist an der Zeit, dass du dich aktiv mit deiner finanziellen Situation auseinandersetzt. Beginne dazu mit den in diesem Artikel vorgestellten Strategien, setze dir klare Ziele und bilde dich (am besten mit der regelmäßigen Lektüre unseres Blogs) weiter.


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