Ratgeber

Produkte

Vergleichsportal

Der präzisionsblog zu den themen finanzen, investieren, praxisführung und Karriere

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere

Kategorien

Kategorien

Finanzen

Rentenlücke berechnen als Ärztin oder Arzt

Sparschwein als Symbol für die Rentenlücke
Sparschwein als Symbol für die Rentenlücke
Sparschwein als Symbol für die Rentenlücke

Lesedauer: 8 Minuten

15.11.2024

Darum geht's

Die Rentenlücke – also die Differenz zwischen dem Einkommen, das man im Alter benötigt und den tatsächlich zu erwartenden Rentenbezügen nach Steuern – ist ein Problem, das längst nicht nur Geringverdiener betrifft. Auch für Ärztinnen und Ärzte kann diese Lücke gravierende Auswirkungen haben, denn trotz oftmals hoher Einkommen während des Berufslebens ist eine ausreichende Altersvorsorge keineswegs garantiert. Wer seine Rentenlücke frühzeitig berechnet, kann gezielt Vorsorgemaßnahmen ergreifen, um den eigenen Lebensstandard auch im Ruhestand halten zu können.

Ärztinnen und Ärzte stehen dabei vor besonderen Herausforderungen. Zwar sind die Rentenbezüge vom Versorgungswerk im Vergleich zur gesetzlichen Rente höher, doch sind damit auch höhere Abzüge wie beispielsweise für die Krankenversicherung verbunden. In diesem Artikel besprechen wir alles, was du zum Thema Rentenlücke wissen musst.

  1. Was ist die Rentenlücke und warum betrifft sie auch Ärztinnen und Ärzte?

Die Rentenlücke ist die Differenz zwischen dem Einkommen, das man im Ruhestand zur Sicherung des Lebensstandards benötigt, und den tatsächlich zu erwartenden Altersbezügen. Für viele Menschen entsteht diese Lücke durch unzureichende Rentenansprüche, steigende Lebenshaltungskosten im Alter und den Kaufkraftverlust durch Inflation. Auch Ärztinnen und Ärzte sind trotz vergleichsweise hoher Gehälter nicht vor der Rentenlücke gefeit.

Ein Grund dafür ist die lange und kostenintensive Berufsausbildung. Da die meisten von uns erst spät ins Berufsleben starten, beginnt die Altersvorsorge oft später als in anderen Berufen. Zudem geht ein großer Teil des Einkommens durch Steuern, hohe Sozialabgaben und oft hohe Lebenshaltungskosten verloren, was die finanziellen Spielräume für die Altersvorsorge weiter einschränken kann.

  1. Die wichtigsten Faktoren zur Berechnung der Rentenlücke

Um deine zukünftige Rentenlücke als Ärztin oder Arzt realistisch berechnen zu können, musst du dir sowohl deine zukünftigen Ausgaben im Alter als auch deine voraussichtlichen Einnahmen anschauen. Ein weiterer nicht zu vernachlässigender Faktor ist die Inflation, welche die Kaufkraft deiner Rente erheblich schmälern kann.

Zukünftige Ausgaben im Alter

Die Lebenshaltungskosten werden auch im Ruhestand weiterhin einen Großteil deiner Ausgaben ausmachen. Dazu zählen Miete oder Kreditraten für Immobilien, Lebensmittel, Kleidung und Freizeitaktivitäten. Darüber hinaus sind speziell die Kosten für Kranken- und Pflegeversicherung zu berücksichtigen.

Ein wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang, dass angestellte Ärztinnen und Ärzte nach Eintritt in den Ruhestand plötzlich sowohl den Arbeitgeber- als auch den Arbeitnehmeranteil der Krankenversicherung bezahlen müssen, da sie nicht über die Krankenversicherung der Rentner versichert sind. In der GKV sind die Beiträge einkommenabhängig, d.h. abhängig vom Ruhestandseinkommen kann es sein, dass du auch hier den Höchstsatz bezahlen musst, welcher aktuell bereits bei knapp über 1000€ monatlich liegt. In der PKV steigen die Beiträge im Alter im Allgemeinen ebenfalls, sind jedoch einkommensunabhängig.

Wenn du planst, im Ruhestand mehr zu reisen als während des Erwerbslebens, musst du natürlich auch diese Kosten entsprechend bei der Berechnung der Rentenlücke berücksichtigen. Eine realistische Einschätzung der genannten Ausgaben ist die Basis für eine präzise Berechnung der Rentenlücke.

Voraussichtliches Einkommen im Ruhestand

Das zukünftige Einkommen im Ruhestand setzt sich bei Ärztinnen und Ärzten typischerweise aus verschiedenen Quellen zusammen. Dazu gehören Rentenbezüge aus dem Versorgungswerk, private Rentenversicherungen wie z.B. eine Rürup-Rente, Erträge aus Kapitalanlagen wie Dividenden sowie Zinscoupons aus Anleihen und Mieteinnahmen aus Immobilien.

Während dir das Versorgungswerk zwar eine gewisse Grundsicherung bietet, so sind die Auszahlungen oft nicht ausreichend, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Zusätzliche Einnahmen aus privater Vorsorge und Kapitalanlagen sind daher essenziell, um die Rentenlücke zu schließen.

Inflationsrate

Die Inflation ist ein oft unterschätzter Faktor bei der Berechnung der Rentenlücke. Eine jährliche Teuerungsrate von 2 % mag zwar auf den ersten Blick gering erscheinen, hat aber über mehrere Jahrzehnte hinweg einen erheblichen Einfluss auf die Kaufkraft deiner Rente.

Ohne Berücksichtigung der Inflation würden die künftigen Altersbezüge stark an Kaufkraft verlieren, was die Rentenlücke noch weiter vergrößert. Daher ist es ratsam, die Inflation in die Berechnung einzubeziehen, um eine realistische Vorstellung von deinem tatsächlich notwendigen Ruhestandseinkommen zu bekommen.

  1. Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Berechnung der Rentenlücke

Mit der folgenden Anleitung kannst du deine Rentenlücke individuell ermitteln und damit die Grundlage für eine vorausschauende Altersvorsorge schaffen.

Schritt 1: Bestimmung des gewünschten Einkommens im Ruhestand

Der erste Schritt besteht darin, dein gewünschtes monatliches Einkommen im Ruhestand zu bestimmen. Orientiere dich dabei an deinen aktuellen Lebenshaltungskosten und kalkuliere, welche Kosten im Alter entfallen und welche hinzukommen könnten.

Eine oft genutzte Faustregel besagt, dass etwa 70-80 % des letzten Nettoeinkommens im Ruhestand ausreichen, um den bisherigen Lebensstandard zu halten. Dies liegt daran, dass bestimmte Ausgaben wie berufsbedingte Ausgaben, Arbeitsweg und höhere Steuern entfallen, während andere wie z. B. die Kosten für Gesundheit oder Pflege - wie bereits erwähnt - im Alter oft zunehmen.

Berücksichtige auch, wie sich deine Beiträge zur Krankenversicherung entwickeln werden. Beachte dabei insbesondere die unterschiedliche Berechnung von PKV und GKV-Beiträgen im Ruhestand, wie wir sie in Punkt 2 bereits besprochen haben.

Schritt 2: Ermittlung der zu erwartenden Altersbezüge

Im zweiten Schritt ermittelst du deine voraussichtlichen Altersbezüge. Für Ärztinnen und Ärzte sind dies meist mehrere Einkommensquellen:

  • Versorgungswerk: Als Ärztinnen und Ärzte sind wir Pflichtmitglieder im Versorgungswerk. Die allermeisten von uns lassen sich deswegen von der Mitgliedschaft in der Deutschen Rentenversicherung befreien, um so doppelte Beitragszahlungen zu vermeiden. Normalerweise erhältst du jährlich von deinem Versorgungswerk eine Übersicht über deine voraussichtliche Altersrente.

  • Deutsche Rentenversicherung: Falls du während des Erwerbslebens angestellt einem nichtärztlichen Beruf nachgegangen bist (z.B. Tätigkeit in einer Unternehmensberatung, Pharmaindustrie etc.) so erwirbst du auch Ansprüche in der Deutschen Rentenversicherung. Hierfür erhältst du ebenfalls regelmäßig Rentenbescheide, welche du in deine Kalkulation miteinbeziehen solltest.

  • VBL-Betriebsrente: Viele Ärztinnen und Ärzte absolvieren ihre Facharztausbildung an Universitätskliniken und arbeiten dort oft noch viele Jahre weiter. Hier hast du die Möglichkeit, über die Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder eine Betriebsrente zu erhalten.

  • Private Rentenversicherung und Kapitalanlagen: Wenn du in eine private Rentenversicherung wie beispielsweise eine Rürup-Rente investiert hast, erfährst du von deinem Anbieter die zu erwartenden Rentenauszahlungen.

  • Kapitalanlagen wie Aktien, Anleihen oder ETFS, die regelmäßig Dividenden oder Zinsen ausschütten, sind wichtige potenzielle Einnahmequellen für den Ruhestand. Kalkuliere hier ebenfalls eine realistische Durchschnittsrendite und berücksichtige mögliche Wertschwankungen.

  • Immobilien. Mieteinnahmen können eine verlässliche Einkommensquelle sein, die das Ruhestandseinkommen aufstockt.

Erstelle also zunächst eine detaillierte Tabelle mit deinen Einkommensquellen und deren zu erwartender Höhe.

Schritt 3: Einbeziehung der Inflation

Die Inflation ist wie bereits erwähnt ein oft unterschätzter, aber sehr wichtiger Faktor. Eine jährliche Inflationsrate von durchschnittlich 2-3 % erscheint vielleicht niedrig, doch über Jahrzehnte hinweg mindert sie die Kaufkraft deiner Altersbezüge erheblich. Ein Beispiel verdeutlicht dies:

Angenommen, du erwartest monatliche Altersbezüge von 4.000 Euro. Bei einer Inflation von 2 % sinkt die Kaufkraft dieses Betrags nach 30 Jahren auf etwa 2.208 Euro, was einem Kaufkraftverlust von knapp 45% entspricht! Deshalb ist es ratsam, deine prognostizierten Altersbezüge um eine geschätzte Inflationsrate zu mindern, um den tatsächlichen Wert in heutiger Kaufkraft zu ermitteln. Das ermöglicht eine realistische Einschätzung, wie viel du im Ruhestand tatsächlich zur Verfügung haben wirst.

Schritt 4: Ermittlung der Differenz (Rentenlücke)

Im letzten Schritt berechnest du nun die Differenz zwischen deinen prognostizierten monatlichen Ruhestandsaufwendungen und den zu erwartenden Altersbezügen. Diese Differenz ergibt die Rentenlücke, also den Betrag, den du zusätzlich ansparen oder anderweitig absichern solltest, um deinen Lebensstandard im Ruhestand zu halten.

Beispielrechnung

Angenommen, du benötigst im Ruhestand nach Steuern 4.000 Euro pro Monat (exkl. PKV-Beitrag etc.) in heutiger Kaufkraft. Nach Berücksichtigung der Inflationsrate von 2% pro Jahr benötigst du nach 30 Jahren 7.245 Euro, um deine Kaufkraft zu erhalten. Deine prognostizierten Bezüge (in 30 Jahren) aus Versorgungswerk und anderen Einnahmen betragen brutto 6000 Euro.

Ab einem Renteneintritt im Jahr 2058 werden 100% der Rentenbezüge der Besteuerung unterworfen. Der tatsächlich zu erwartende Betrag nach Steuern ist abhängig davon, ob in Zukunft die Freibeträge weiter steigen, um so die kalte Progression auszugleichen. Für dieses Beispiel nehmen wir an, dass von den 6000€ noch 4000€ nach Steuern und Abzug des PKV-Beitrags übrig bleiben.

Die Differenz von 3.245 Euro stellt deine monatliche Rentenlücke dar. Auf das Jahr gerechnet ergibt sich eine Rentenlücke von 38.940 Euro.

Diese Rentenlücke gilt es nun durch zusätzliche Vorsorgemaßnahmen zu schließen – sei es durch Sparpläne, gezielte Kapitalanlagen oder andere Investments. Mit dieser Berechnung hast du einen ersten Grundstein für eine gezielte Altersvorsorgeplanung gelegt, die dir hilft, finanzielle Engpässe im Ruhestand zu vermeiden.

  1. Welche Maßnahmen helfen dabei, die Rentenlücke zu schließen?

Als Ärztin bzw. Arzt kannst du deine Rentenlücke durch eine Kombination aus Kapitalanlagen, privaten Rentenversicherungen und weiteren Absicherungen schließen. Im Folgenden findest du einige Strategien dazu.

Frühzeitiger Vermögensaufbau

Ein frühzeitiger Vermögensaufbau ist entscheidend, um langfristig eine adäquate Altersvorsorge aufzubauen. Besonders geeignet sind hierfür ETFs (Exchange Traded Funds) und Aktienfonds, da sie eine breite Streuung und solide Renditen bieten. Durch regelmäßiges und frühzeitig begonnenes Sparen in ETFs kannst du am besten vom Zinseszinseffekt profitieren: Über Jahrzehnte hinweg führen reinvestierte Gewinne zu einem exponentiellen Kapitalwachstum.

Am besten startest du bereits als Studentin bzw. Student einen monatlichen Sparplan, den du mit kleinen Beträgen beginnst und bei steigendem Einkommen entsprechend anpasst. Über lange Sicht lassen sich historisch am Aktienmarkt Renditen von 5-7 % erzielen, wodurch du deine Rentenlücke reduzieren kannst.

Auf unserem Vergleichsportal findest du verschiedene Anbieter, bei denen du einen solchen Sparplan eröffnen kannst.

Private Rentenversicherung und Riester- bzw. Rürup-Rente

Für Ärztinnen und Ärzte bieten sich neben der Versorgung über das Versorgungswerk verschiedene Möglichkeiten der zusätzlichen Altersvorsorge an. Die Attraktivität der einzelnen Optionen hängt dabei stark von der beruflichen Situation ab.

Riester-Rente - mögliche Option für angestellte Ärzte

  • Staatliche Förderung durch Zulagen

  • Steuerlicher Sonderausgabenabzug

  • Nachteile: Niedrige Renditen, hohe Verwaltungskosten, geringe Flexibilität

Rürup-Rente - interessant für niedergelassene Ärzte

  • Hohe steuerliche Abzugsfähigkeit der Beiträge (2024: bis zu 27.566€)

  • Besonders attraktiv bei hohem zu versteuerndem Einkommen

  • Nachteile: Keine Kapitalabfindung möglich, keine Vererbbarkeit

Private Rentenversicherung

  • Freie Wahl zwischen Rente oder Einmalzahlung

  • Günstige Ertragsanteilsbesteuerung bei lebenslanger Rente

  • Bei Abschluss ab 62 Jahren und 12 Jahren Laufzeit: nur 50% der Erträge steuerpflichtig

  • Nachteil: Oft hohe Kosten bei niedriger Garantieverzinsung

Eine Kombination verschiedener Vorsorgeformen kann je nach individueller Situation sinnvoll sein. Die Riester-Förderung lohnt sich aufgrund hoher Gebühren für angestellte Mediziner oft nicht, wohingegen Praxisinhaber die hohen Steuervorteile der Rürup-Rente nutzen können. Die private Rentenversicherung bietet mehr Flexibilität, ist aber meist kostenintensiv.

Investition in Immobilien

Immobilien sind eine beliebte Anlageform, die nicht nur als Wertanlage, sondern auch als zusätzliche Einnahmequelle im Ruhestand dienen kann. Mieteinnahmen bieten eine regelmäßige Einkommensquelle, die direkt zur Schließung der Rentenlücke beiträgt.

Für erwerbstätige Ärztinnen und Ärzte sind Immobilien steuerlich attraktiv, da sich die Finanzierungskosten und Instandhaltungen steuerlich absetzen lassen. Beim Immobilienkauf sind eine langfristige Planung und Standortwahl entscheidend, um das Risiko zu minimieren und die Rendite zu maximieren. Mehr zum Thema Immobilien findest du in diesem Blogartikel.

Praxisverkauf

Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte verfügen noch über eine zusätzliche Komponente zur Schließung der Rentenlücke: den Verkauf der eigenen Praxis. Der hierbei zu erzielende Preis kann einen wichtigen Beitrag für mehr Liquidität im Alter leisten. Mehr zum Thema Praxisverkauf findest du in diesem Blogartikel.

Fazit

Eine klare Kenntnis der eigenen Rentenlücke und eine regelmäßige Überprüfung deiner Altersvorsorgepläne sind wichtig, um den gewünschten Lebensstandard im Ruhestand halten zu können. Durch frühzeitigen Vermögensaufbau, strategische Investitionen in ETFs, Immobilien und Versicherungen wie die Rürup-Rente können gezielte Maßnahmen getroffen werden, um finanzielle Engpässe im Alter zu vermeiden.

Es ist entscheidend, die Altersvorsorgeplanung nicht aufzuschieben und regelmäßig an die persönlichen und beruflichen Veränderungen anzupassen. Wenn du proaktiv planst und deine Strategie immer wieder überprüfst, hast du gute Chancen, deine Rentenlücke zu schließen und finanziell sorgenfrei in den Ruhestand zu gehen.

Weiterführende Ressourcen

Um deine Rentenlücke genauer zu berechnen, kannst du auf verschiedene Online-Rechner zugreifen. Diese Tools geben dir eine erste Orientierung, wie groß deine persönliche Rentenlücke ist.


*Affiliate Link: Finanzskalpell.com ist Teilnehmer des Amazon-Partnerprogramm, das zur Bereitstellung eines Mediums für Webseiten konzipiert wurde, mittels dessen durch die Platzierung von Partner-Links zu Amazon.de Entgelte verdient werden können.

Bleib auf dem laufenden

Erhalte die neuesten Updates per E-Mail

Der Präzisionsblog zu den Themen Finanzen, Investieren, Praxisführung und Karriere